De judaeis, Petrikov 1538

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Die visuelle Ordnung der frühneuzeitlichen Gesellschaft: Jüdische Kleiderordnungen

Quellentext

[S. 258] De judaeis

[…]
[S. 259] Et quoniam judaei relicto veteri instituto, projectis signis, per quae a christianis dignoscebantur, vestitum christianis per omnia similem sumpserunt, ut inter christianos dignosci non possint: statuimus perpetuo observandum, ut omnes et singuli ubique in Regno nostro, judaei, signa, hoc est bireta, aut capellos, seu aliud capitis tegmentum, coloris glauci, alias żołte, ubilibet locorum deferant, viatoribus exceptis, per viam enim et itinera licebit illis signa huiusmodi deponere aut occultare.

Quodsi quispiam ex judaeis uti transgressor hujus legis, non deferens capitis tegmentum glauci coloris, Palatino loci aut ejus Vice-Palatino, seu Judici secundum morem Terrae cujuslibet delatus, et ubi convictus fuerit, solvere cogatur, toties quoties constitutioni contravenerit praesenti unius floreni poenam, cujus medietas Palatino, seu Vice-Palatino, seu Judici, et alia medietas Instigatori cedere debet. [...]

Übersetzung

Von den Juden

[...]

Da die Juden einen alten Brauch abgeschafft haben, nämlich die Zeichen, nach denen es möglich war, sie von den Christen zu unterscheiden, und gänzlich die gleichen Kleider wie die Christen anlegten, so dass man sie unter den Christen nicht mehr erkennen konnte: Befehlen Wir weiterhin zu befolgen, dass alle Juden und jeder einzelne von ihnen überall in Unserem Königreich ein Birett[1] tragen soll, oder einen Hut oder eine andere Kopfbedeckung glänzender, d.h. gelber Farbe; davon sind nur die Reisenden ausgenommen, denen auf dem Weg und der Reise erlaubt ist, jegliche derartige Zeichen abzulegen oder verborgen zu halten.

Wenn irgendein Jude dieses Gesetz übertritt und keine glänzende Kopfbedeckung trägt, muss er vor dem Wojewoden[2] oder seinem Stellvertreter oder dem Richter des Bezirkes, in dem er ertappt wurde, erscheinen, und wenn er für schuldig erklärt wird, muss er dem Wojewoden oder seinem Stellvertreter oder dem Richter eine Strafe in Höhe von einem Florin[3] zahlen, von der die Hälfte der Denunziant/Zuträger erhält. […]

Bibliographie

De judaeis, Piotrków 1538, in: Volumina Legum: przedruk zbioru praw staraniem XX. pijarów w Warszawie, od ruku 1732 do roku 1782 wydanego, Bd. 1: Ab anno 1347 ad annum 1547, hg.v. J. OHRYZKO, Warschau 1980 [Nachdruck der Ausgabe von Petersburg, 1859], Nr. 525, S. 258f. Übersetzung von Cornelia Aust.

Anmerkungen

  1. Birett (auch Barett) ist seit etwa dem 13. Jahrhundert traditionell die vierkantige Kopfbedeckung christlicher Geistlicher, z.T. mit Hörnern und Quasten. Die Farbe weist auf den Rang des Trägers hin. Wird die Formulierung in Anweisungen für Juden benutzt, hat sie keine religiöse Bedeutung, sondern weist auf die Form der zu tragenden Kopfbedeckung hin. Die vorgeschriebene gelbe Farbe galt nur für Juden und kam in der Kirchenhierarchie nicht vor.
  2. Wojewode bezeichnete in Polen seit dem Mittelalter den obersten Verwalter eines Verwaltungsbezirkes (Woiwodschaft). Alle Wojewoden waren auch Mitglieder des vom König ernannten Senates, der wiederum Teil des Parlamentes (Sejm) der polnisch-litauischen Adelsrepublik war.
  3. Goldmünze, die von 1252 bis 1533 in Florenz geprägt wurde. Die Bezeichnung wird danach aber auch für andere Münzen weiter genutzt.