Auszug aus den Istanbuler Gerichtsakten von 1726

Aus Konjunkturen
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Religion und Politik im Osmanischen Reich: Grundlinien vom 16. bis 18. Jahrhundert

Quellentext

»Bâ sah«[1]

Es wurde befohlen, die bestehende Ordnung so wie sie hier beschrieben ist einzuhalten und ihr nicht zuwiderzuhandeln.

Dieses Verzeichnis führt diejenigen Bäcker namentlich auf, die in den Istanbuler Çörek-Bäckereien Simit herstellen, und wurde mit Hilfe des Zunftvorstehers (kethüdâ) erstellt.[2]

Am 16. Rebî‛ilâhir [1]139 [11. Dezember 1726]

in Tavukpazarı:
Hacı İbrahim
in Nahılbend:
Seyyid Ebubekir
in Hocapaşa:
Hacı Ahmed
außerhalb von Yedikule:
Selim Beşe
in Koca Mustafa Paşa:
Hasan
in Dörtyolağzı:
Hasan Beşe
in Kırkdörtkapı:
Hasan Beşe
in der Nähe vom İfraziye-Han:
Ahmed
in Zincirlikuyu:
Mehmed Beşe
in der Nähe der Fethiye Moschee:
Mehmed Beşe
am Havuzlu-Hamam:
Ahmed
am Çukurbostankapı:
Hacı Ebubekir
in Sultan Selim:
Ahmed
in Hüsrev Paşa:
Seyyid Abdullah
an der Çavuş-Moschee:
Hacı Mehmed
in Sofular:
İbrahim
in Horhor:
Yusuf
in Saraçhâne:
Hüseyin
in Karaman-ı kebîr:
Hacı Hasan
am Azebler-Markt:
İsmail
am Hâce Hâtun Hamam:
İbrahim Beşe
am Valens-Aquädukt:
Mustafa
in Kuşbâzlar:
Hüseyin
in Küçük Mustafa Paşa:
Seyyid Hüseyin
in Hocapaşa:
Seyyid Mehmed
am Çardaklı-Hamam:
Seyyid Hasan
in der Çinili-Bäckerei
am Hafen von Kadırga:
Mehmed Beşe
diesmal (?) am Hafen von Kadırga:
Seyyid Hasan
in Altımermer:
Küçük Mehmed
in Bâli Paşa:
Mehmed
in Gedik Paşa:
Seyyid Mehmed
in der Nähe von Kumkapı:
Seyyid Mehmed
in Nişancı:
Hacı Mehmed
gegenüber vom Langa-Hamam:
Ahmed und Ali
am Anlegesteg von Davudpaşa:
Mustafa Beşe
am Ağa-Hamam:
Yusuf
im Samatyakapı:
Hasan Beşe
in Küçük Mustafa Paşa:
Seyyid Hüseyin
in Üsküblü:
Hacı Mehmed
außerhalb von Yedikule:
Selim und Mustafa
auch in Üsküblü:
A’mâ Mehmed
in Esekapı:
Mehmed
am Kazasker-Hamam:
Mehmed Beşe
in Yenibahçe:
İsmail
in Haydar Paşa:
Mustafa
in Nakkaş Paşa:
Mehmed Beşe
am Odabaşı-Markt:
Musa Beşe
in Beltaşı:
Hacı Mehmed
am Küçük-Hamam:
Hasan
am Ortakapı:
Hacı Mehmed
gegenüber von Acı-Brunnen:
Mehmed
in Karagümrük:
Hâfız
am Draman-Markt:
Usta Hasan Beşe
in Karaman-ı sagîr:
İbrahim
am Kaliçeciler Köşk:
Kö[r] Mustafa
in Şehzâdebaşı:
Mustafa
in der Nähe vom Süleymaniye-Hamam:
İsmail
im Vefâ-Markt:
Halil
am Vefâ-Hamam:
Mehmed
in Koska:
Çerye zimmî[3]
in Kadıçeşme:
Şâhin zimmî
in Karagümrük:
Arnavud zimmî
am Sultan-Hamam:
Yani zimmî
in der Nähe von Balat:
Yani zimmî
in der Nähe vom Fener-Hamam:
Nikola zimmî
Am Fenerkapı:
Sakızlı Yani
im Kıbtiyân [Roma]-Viertel:
Nikola zimmî
am Kıbtîler-Hamam:
der andere Nikola
in İncirdibi in Kumkapı:
Yani zimmî
am Balat-Hamam:
Nikola
in Nişancı:
Topal Dimo
am Langa-Brunnen:
Serkis
in Mi’mâr:
Köse Yani
am Samatya-Markt:
Yuvan zimmî
in Sulumanastır:
Ayvaz zimmî
am Mirahor-Markt:
Bıyıklı Yani
[77a] außerhalb von Yedikule:
Bıyıklı Dimo
im Silivrikapı:
Karaca zimmî
am Ali Paşa-Markt:
Yuvan zimmî
in der Nähe von Eğrikapı:
Yuvan zimmî
in Şehremîni:
Karaca zimmî
in Sarıgez:
Coco zimmî[4]
in Mutaflarbaşı:
Yuvan zimmî

Die oben verzeichneten Simit-Bäcker fungieren gegenseitig als Bürgen (kefīl) und ihr Zunftvorsteher Mehmed Beşe fungiert als ihr gemeinsamer Bürge. Ab heute dürfen keine Simits mehr unter dem aktuell festgesetzten Marktpreis (narh) gefertigt werden. Entsprechend der alten Ordnung darf kein Albaner und Bulgare für seine Bäckerei einen Straßenverkäufer einstellen und einen Simit-Verkaufsstand betreiben, wenn er nicht einen Bürgen mit Zustimmung des Zunftvorstehers (kethüda) und seines Vertreters (yiğitbaşı) vorweisen kann. Wenn jemand dem zuwiderhandelt, wird er vor Gericht gebracht und hart bestraft. Weil es unter ihnen diese Ordnung gibt, der jeder zugestimmt und sich verpflichtet hat, erschienen [Zunftmitglieder] vor Gericht und ersuchten um einen großherrlichen Befehl (hükm-i hümâyûn), der verfügte, dass diese Ordnung einzuhalten und ihr nicht zuwiderzuhandeln sei. Der letztliche Befehl (fermân) liegt beim Befehlshaber [dem Sultan].

Anmerkungen

  1. Wörtlich: »korrekt«, ein Kürzel auf osmanischen Dokumenten, das deren Authentizität anzeigt.
  2. Çörek ist ein meist rundes Hefeteiggebäck. Simit ist ein knuspriges, ringförmiges Hefeteiggebäck mit Sesam. Die Istanbuler Çörek- und die Simit-Bäcker arbeiteten typischerweise zusammen und hatten spätestens seit Mitte des 18. Jahrhunderts denselben Zunftvorsteher, nichtsdestoweniger waren sie getrennte Zünfte: Salih AYNURAL, The Millers and Bakers of Istanbul (1750–1840), in: Suraiya FAROQHI / Randi DEGUILHEM (Hg.), Crafts and Crafsmen in the Middle East. Fashioning the Individual in the Muslim Mediterranean, London 2005, S. 153–194, hier S. 172–173.
  3. Zimmî bezeichnet einen nichtmuslimischen »Schutzbefohlenen« des Sultans.
  4. Dieser Bäcker, Coco oder Çoço, wird in einem anderen Eintrag desselben Jahres als Albaner und Sohn des Kosta identifiziert: İstanbul Kadı Sicilleri: İstanbul Mahkemesi 24 Numarali Sicil (H. 1138–1151/ M. 1726–1738), Istanbul 2010, S. 315–317, Nr. 234.

Bibliographie

İstanbul Kadı Sicilleri: İstanbul Mahkemesi 24 Numarali Sicil (H. 1138–1151/ M. 1726–1738), Istanbul 2010, 338–340, Nr. 257 (fol. 76b–1).