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Friedensrepräsentationen in der Frühen Neuzeit
von Henning P. Jürgens
Einleitung
Die Frühe Neuzeit in Europa, die Zeit zwischen ca. 1500 und 1800, war eine Zeit der Friedlosigkeit — bestimmt von zahllosen kriegerischen Auseinandersetzungen: Es verging kaum ein Jahr ohne Krieg. Doch auch die längsten Kriege kamen irgendwann zu einem Ende. In mehr als 2000 zwischen- und binnenstaatlichen Friedensverträgen wurden die Konflikte wieder beigelegt, so dass sich eine spezifische Kultur des Friedenschließens entwickelte. Dies gilt besonders für die Zeit nach dem Westfälischen Frieden, der 1648 u.a. den Dreißigjährigen Krieg beendete.
Dieser Krieg, der langwierigste und regional am weitesten ausgreifende bewaffnete Konflikt des 17. Jahrhunderts, erfasste weite Teile Europas und brachte für viele deutsche Territorien schwere, teils sogar katastrophale Auswirkungen mit sich. Durch Kämpfe, Plünderungen, Hungersnöte und Seuchen wurden einige Landstriche fast entvölkert. Entsprechend waren die Hoffnungen groß, als es schließlich zu Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück kam. Wie kaum ein Ereignis zuvor wurden die Friedenskongresse zum Gegenstand der öffentlichen Anteilnahme und Berichterstattung. Schon vor dem Friedensschluss herrschte eine hohe Erwartungshaltung (Quelle 1); nach der Unterzeichnung der Friedensverträge am 24. Oktober 1648 verbreitete sich die Nachricht in Windeseile mit allen Mitteln der Kommunikation, besonders mit populären Flugblättern wie dem »Friedensreiter« (Quelle 2). Die Friedensnachricht wurde vielfach mit spontanen Friedensfeiern, aber auch mit Feiern auf obrigkeitliche Anordnung aufgenommen. Solche angeordneten Feiern (Quelle 3) fanden vor allem nach dem Ende des Nürnberger Exekutionstags am 2. Juli 1650 statt, auf dem die Umsetzung der Friedensbestimmungen und die Demobilisierung der verbliebenen Truppen verhandelt worden waren. Erst die Nürnberger Einigungen brachten die endgültige Beilegung des Kriegs, weshalb schon unter den Zeitgenossen vom 32jährigen Krieg die Rede war (Quelle 4). Dabei erweisen sich die Friedensfeste zumeist als ein genuin protestantisches Phänomen; auf katholischer Seite wurde der Westfälische Frieden kaum gefeiert. Die Konfrontation zwischen den Konfessionen, die einer der Auslöser des Krieges gewesen war, setzte sich in den Feiern damit teilweise fort, denn auf katholischer Seite herrschte häufig Unzufriedenheit mit den Ergebnissen des Friedens.
Doch etablierten sich die Feiern anlässlich von Friedensschlüssen mit Gottesdiensten und breiter Teilnahme der Öffentlichkeit als Praxis, die auch in anderen europäischen Ländern gepflegt wurde. So kam es noch mehr als ein Jahrhundert später, nach Ende des Siebenjährigen Kriegs 1763, ebenfalls zu solchen Friedensfeiern. Dieser Krieg hatte alle großen Mächte Europas einbezogen und auch in Übersee Kämpfe ausgelöst, weshalb einige Historiker ihn auch als ersten »Weltkrieg« bezeichnen. Die sich überlagernden Konflikte wurden auf Friedenskongressen in Paris und Hubertusburg 1763 beigelegt. Anschließende Friedensfeiern fanden etwa in verschiedenen Territorien des Reichs, in England, aber auch auf dem amerikanischen Kontinent statt. Auch in Sachsen, das im Krieg erhebliche Zerstörungen und Belastungen erfahren hatte und im Frieden nach Meinung vieler Zeitgenossen unvorteilhafte Regelungen akzeptieren musste, wurden — wiederum auf Anordnung des Landesherrn — Dankfeste veranstaltet. An der Ausgestaltung der Feste wie am Tenor der dazu verfassten Texte lässt sich ein deutlich verändertes Verhältnis von Politik und Religion erkennen, denn in die geistliche Interpretation von Krieg und Frieden mischten sich deutliche, auch kritische Stellungnahmen zur politischen Rolle der Obrigkeit (Quelle 6).
Integraler, manchmal sogar einziger Bestandteil dieser Friedensfeiern waren Dankgottesdienste, die mit feierlichem Einzug in die Kirche, mit Gebeten, Gesängen (Quelle 5), Bibellesungen und Predigten (Quelle 1,Quelle 3,Quelle 6) dem Frieden gewidmet wurden. Den Predigten kam dabei die Aufgabe zu, biblische Aussagen und Texte auf die aktuelle Situation hin auszulegen, den erreichten Frieden als politisches, vor allem aber als geistliches Ereignis zu deuten, die Rolle der Obrigkeiten zu interpretieren und ethische Konsequenzen aus dem Erlebten zu ziehen. Die Prediger erfüllten damit eine Aufgabe, die sich im Spannungsfeld von christlicher Verkündigung und politischer Kommunikation bewegte und zugleich seelsorgerliche, interpretative und handlungsunterweisende Elemente enthielt.
Die hier vorliegenden Quellenauszüge dokumentieren in beispielhafter Weise die Verbreitung der Friedensnachricht, die Friedensfeiern und Friedenspredigten zum Ende des Dreißigjährigen Kriegs und des Siebenjährigen Kriegs. Anfang des 17. Jahrhunderts war im Städtchen Ronneburg, östlich von Gera im damaligen Herzogtum Sachsen-Altenburg gelegen, Philipp Wernicke als Superintendent und Pastor tätig. Er hat in dieser Zeit drei Friedenspredigten drucken lassen: Eine Weihnachtspredigt des Jahres 1647 über den Frieden vor Abschluss der Verhandlungen in Münster und Osnabrück (Quelle 1); eine Predigt nach Bekanntwerden der Nachricht des Friedensschlusses (nicht wiedergegeben) und eine dritte (Quelle 4) aus Anlass des Friedensfestes 1650, das im Herzogtum und in vielen anderen deutschen Territorien nach Abschluss der Nürnberger Verhandlungen veranstaltet wurde. Über Wernicke ist nur wenig bekannt: Er wurde 1594 in der Nähe von Leipzig geboren, studierte in Leipzig, wurde nach Erwerb des Magistergrads 1618 Pastor in Meuselwitz in Sachsen, legte im selben Jahr noch das Bakkalaureat in Theologie ab und war seit 1625 als Pastor und Superintendent in Ronneburg tätig. Er starb 1665. Seine Predigten weisen ihn als typischen Vertreter der lutherischen Theologie des 17. Jahrhunderts aus. Zur Zeit der Predigten herrschte über Ronneburg Herzog Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg (1603, reg. 1635—1669) aus der ernestinischen Linie der Wettiner, auch er ein Vertreter des orthodoxen Luthertums. Der Herzog bemühte sich durch zahlreiche Verordnungen sein durch den Krieg zerstörtes Herzogtum zu konsolidieren. Zur Feier des Friedensfests 1650 erließ er eine detaillierte Verordnung (Quelle 3), wie die Gottesdienste aus diesem Anlass zu feiern seien. Der Westfälische Frieden gab auch den Anlass für das Friedenslied (Quelle 5) des wohl bedeutendsten protestantischen Liederdichters, Paul Gerhardt (1607-1676). Es erschien erstmals gedruckt in der 5. Auflage des Gesangbuchs »Praxis pietatis melica«, die 1653 veröffentlicht wurde.
Zum Ende des Siebenjährigen Kriegs hielt in Dresden der Pfarrer, Superintendent und Beisitzer des sächsischen Oberkonsistoriums Johann Joachim Gottlob Am Ende (1704—1777) eine Predigt am allgemeinen Friedens-Dankfest am 21. März 1763 (Quelle 6). Der Druck der Predigt verrät schon die unmittelbaren Auswirkungen des Krieges für den Prediger: Der Gottesdienst fand in der Frauenkirche statt, wird aber als »gewöhnliche[r] Creutz-Kirchen-Gottesdienst« bezeichnet; die Kreuzkirche war bei der Belagerung Dresdens im Krieg zerstört worden, so dass die Gemeinde ausweichen musste. Johann J.G. Am Ende war einer der populärsten Prediger seiner Zeit, von dem sich viele gedruckte Predigten erhalten haben. Seine Predigt verdeutlicht, wie wichtig die Rolle der Pastoren bei der Vermittlung von Friedensverträgen war. Der Prediger griff bei seinem Lob des Friedensschlusses auch kritische Stimmen auf, die mit dessen Ergebnissen offenkundig nicht zufrieden waren. Er betonte nicht nur die geistliche Deutung des Kriegs als göttliche Strafe, sondern thematisierte auch dessen weltliche und religiöse Folgen. Darin tritt auch ein verändertes Verhältnis von Religion und Politik zutage: Die frühere selbstverständliche Bekräftigung der weltlichen Ordnung als gottgewollt ist in dieser Predigt einer differenzierenden und argumentierenden Affirmation gewichen.
Weiterführende Literatur
- Heinz DUCHHARDT, 1648 — das Jahr der Schlagzeilen. Europa zwischen Krise und Aufbruch, Wien 2015.
- Luise SCHORN-SCHÜTTE, Gottes Wort und Menschenherrschaft. Politisch-theologische Sprachen im Europa der Frühen Neuzeit, München 2015.
- Etienne FRANÇOIS / Claire GANTET, Vergangenheitsbewältigung im Dienst des Friedens und der konfessionellen Identität. Die Friedensfeste in Süddeutschland nach 1648, in: Johannes BURKHARDT (Hg.), Krieg und Frieden in der historischen Gedächtniskultur. Studien zur friedenspolitischen Bedeutung historischer Argumente und Jubiläen von der Antike bis in die Gegenwart, München 2000, S. 103—124.
- Ute MENNECKE, Paul Gerhardts Lieder zu Krieg und Frieden, in: Dorothea WENDEBOURG (Hg.), Paul Gerhardt — Dichtung, Theologie, Musik. Wissenschaftliche Beiträge zum 400. Geburtstag, Tübingen 2008, S. 175—205.
- Hans-Jürgen ARENDT, Sachsen, der Siebenjährige Krieg und die Hubertusburger Friedensverträge 1763, in: Susanne HAHN (Hg.), Wissenschaft und Kunst im Zeichen von Krieg und Frieden, Wermsdorf 2011, S. 30—57.
Quelle 1: Philipp Wernick, Friede auff Erden (1648)
Quellentext
[S. 4:]
IN NOMINE IESU
Praeloquium.
Wir haben, Geliebte und Andächtige in dem Herrn, Neun und Zwanzig Jahr nacheinander den erbärmlichen Friedens-Zerstörer, den Krieg und dabei unzählig viel Jammer, Angst, Not und Elend in unseren lieben Vaterland Deutscher Nation gehabt, darum denn viel Tausendmal Tausend frommer Christen nach den lieben Frieden wünschen und streben uns zu Gott dem Herrn mit andächtigen und Bußfertigen Herzen seufzen und mit David sagen, Psalm 85,9, »Ach, dass Ich hören sollte, was Gott der Herr redet, dass er Friede zusagte seinem Volk und seinen Heiligen.«
So haben auch durch Gottes Gnade die Friedens-Tractaten[1] nochmals ihren Fortgang, dass jedermann mit Freuden hoffet, dass dieselbigen in kurzer Zeit ein gewünschtes Ende erlangen und der hocherfreuliche Friedens-Bote bald zu uns kommen werde, O Herr hilf, O Herr lass wohl gelingen. Wenn wir dieses erfahren und erleben werden, dass Gott die große Krieges-Last von uns nehmen wird, da wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein, da wollen wir ein Dank-Fest halten und sagen: »Der HERR hat großes an uns getan«, der Herr hat großes an Ihnen getan, »des sind wir fröhlich«, Psalm 126,3.
Wir sollen aber als Christen dabei wissen, dass der Weltliche Friede nicht für das höchste Gut zu trachten, sondern nur in die Vierte Bitte[2] unter das tägliche Brot und zeitlichen vergänglichen Güter zu rechnen sei, welche alle währen eine kleine Zeit, und helfen nicht zur Seligkeit.
Weil nun der weltliche Friede uns nicht von unsern geistlichen Feinden Sünde, Tod, Teufel und Hölle errettet, so müssen wir uns nach andern Friedens-Boten in Gottes Wort umsehen, die uns den Geistlichen und Himmlischen Frieden verkündigen. Solche fröhliche Botschaft finden wir im heutigen freudenreichen Christ-Evangelio[3], das singen die Heiligen Englein in den Lüften frei, dass Gott mit uns versöhnet sei und sprechen: »Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen« http://www.bibleserver.com/text/LUT/Lk2,14 Lk 2,14. O der fröhlichen Botschaft, O des heiligen, seligmachenden Friedens!
[S. 12:]
Was müssen wir aber bei diesem Frieden betrachten? Höret ihr lieben Christen, wenn anjetzo ein Kurier oder Post-Bote käme und sagte: »Gott Lob, es ist Friede auf Erden, es ist Friede in der werten Christenheit, es ist Friede im ganzen Heiligen Römischen Reiche«, wie würde unter uns eine sehr große Freude erwecket werden, jedermann würde fragen:\
- Wer hat den Frieden gegeben?
- Wer ist der beste Unterhändler und Mittler zu diesem Frieden gewesen?
- Wie wird dieser erfreuliche Friede in Deutschland ausgeblasen und angekündigt werden und
- Wie sollen wir's machen, dass wir auch dieses edlen Friedens teilhaftig werden?
Können wir nun bei dem zeitlichen und weltlichen Friede so sorgfältig sein, Ey, so lasst uns auch diese vier Umstände bei dem geistlichen seligmachenden Frieden erwägen.
[am Rand:] Pacis Autor & Dator.
- Bey diesen Geistlichen Frieden, Pacis Autorem & Datorem, Wer uns diesen Frieden gegeben und geschenkt hat. Das hat nun kein Erz-Engel oder Engel getan, keine Kreatur im Himmel und auf Erden, sondern der große und grundgütige Gott, der hat sich über unsere ersten Eltern und das ganze Menschliche Geschlecht erbarmet [...]
[S. 36-39][zum obigen 4. Punkt]:
[am Rand:] Drei Mittel den lieben Frieden zu erlangen.
Darum wollen wir die Gnade Gottes und den lieben Frieden wieder erlangen, so müssen wir nachfolgen den Propheten Daniel und den Juden in der Babylonischen Gefängnis [Gefangenschaft] und dreierlei Mittel mit ihnen gebrauchen:
[am Rand:] 1. Vera & seria poenitentia.
Das Erste ist wahre Buße, wir müssen mit Daniel ex Cap. 9 unsere Sünde herzlich bereuen, Gott bekennen und abbitten, uns mit der Gnade und Hilfe des barmherzigen und allmächtigen Gottes in wahren Glauben trösten und unser gottloses Leben bessern und frömmer werden, das müssen tun alle drei Stände in der Christenheit, der Geistliche, Weltliche und Hausstand[4]. Denn »wir haben alle gesündigt mit unseren Vätern, wir haben missgehandelt und sind gottlos gewesen«, Psalm 106,6. Wie nun Lehrer und Regenten die besten Exempel der Tugend von sich sollen leuchten lassen, also sollen die Lehrer mit Vermahnen, die Regenten aber mit Abstrafung der Sünden eifrig fortfahren. Denn weil es an treuer Prediger Vermahnung nicht mangelt, so kann die Hohe und Unter-Obrigkeit gar viel zu Beförderung des Friedens tun, wenn sie das gottlose Wesen bei den Untertanen abschafft und die mutwilligen und beharrlichen Sünder ernstlich straft. Denn also sagt die göttliche Majestät, Jes. 1,16-20: »Wascht, reinigt euch, tut euer böses Wesen von meinen Augen, lasst ab vom Bösen, lernt Gutes tun, trachtet nach Recht. Wollt ihr mir gehorchen, so sollt ihr des Landes Gut genießen, weigert ihr euch aber und seid ungehorsam, so sollt ihr vom Schwert gefressen werden, denn der Mund des Herrn saget's.«
[am Rand:] 2. Precatio ardentissima.
Das andere Mittel den lieben Frieden wieder zu erlangen ist ein andächtiges Gebet, welches auch der Prophet Daniel mit den Juden gebraucht hat. Solch unser Gebet muss einzig und allein zu dem wahren Gott gerichtet sein, Deut. 6,13. Es muss andächtig sein, Jes. 66,2. Es muss demütig und auf Gottes Gnade und Christi Verdienst gegründet sein, Dan. 9,19. Wir müssen mit Gebet anhalten, Röm. 12, und dem allweisen und grundgütigen Gott in diesen irdischen zeitlichen Frieden nicht Zeit und Stunde, Jahr und Tage, Art und Weise vorschreiben. Sondern weil der weltliche Friede ein Stücklein ist von dem täglichen Brot und in die vierte Bitte gehört, müssen wir unsern Willen in Gottes Willen stellen und mit dem exculierenden[5] David sagen: Der Herr macht es mit uns, wie es ihm wohlgefällt, 2. Sam. 15,26. Wenn wir das tun, wird der große und barmherzige Vater uns wohl, wenn es uns gut ist, an Leib und Seel, zu rechter Zeit mit dem weltlichen Frieden erfreuen.
Hora Dei sunt tardae, sed valde gradae.
Je länger Gott die Hilfe aufzeucht[6], je mehr sie unser Herz erfreut.
Denn so spricht der Herr Jer. 29,11-14: »Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, nämlich Gedanken des Friedens und nicht des Leids, dass ich euch gebe das Ende, dessen ihr wartet. Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und mich bitten, und ich will euch erhören, denn so ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.«
[am Rand:] 3. Christiana amnestia[7] [in griechischen Buchstaben] & concordia.
Das dritte herrliche Mittel den lieben Frieden zu befördern ist: Christliche Liebe und Einträchtigkeit.
Weil der große Gott uns durch die heiligen Engelein hat Friede auf Erden ankündigen lassen und hat uns durch Christum den Geistlichen und ewigen Frieden geschenkt, und alle unsere Sünden vergeben, so sollen wir auch zusehen, dass wir als Christen und Kinder Gottes, die wir alle einen Vater und Heiland, ein Wort Gottes, eine Taufe und ein Nachtmahl, ja ein Gnaden- und Ewiges Himmelreich[8] haben, einander von Herzen verzeihen und vergeben, alle Widerwärtigkeiten, offensen[9] vergessen und friedlich, gerecht und einträchtig miteinander leben. Denn »es ist fein und lieblich, wenn Brüder einträchtig beieinander leben«, »da verheißt der Herr Leben und Segen immer und ewiglich«, Psal. 133,1,3.
Hergegen ist es ein schrecklich Ding und eine große Strafe des gerechten Gottes, von unser Sünde herrührend, dass so viel Christen Blut unter den Christen und von den Christen selber vergossen wird, darum die Christen wohl beherzigen sollen die Worte S. Pauli, Eph. 4,31-32: »Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung sei ferne von Euch samt aller Bosheit. Seid aber untereinander freundlich, herzlich, und vergebt einer dem andern, gleich wie Gott euch vergeben hat in Christo.«
Weil aber Gott die Herzen der hohen Potentaten in seiner Gewalt hat und sie lenken kann wie die Wasserbäche [nicht ausgewiesenes Zitat aus Spr 21,1], sollen wir als Untertanen Gott den Herrn anrufen, dass er ihre Herzen selber in guten Frieden zusammen neigen und unter ihnen Friede und Einigkeit stiften wolle, damit das Heilige Römische Reich und das arme Deutschland wieder erfreut, so viele Tausend Menschen wieder erquickt und also »Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen« mögen, Psalm 85,11.
Denn obwohl den Christen billige[10] und ordentliche Kriege zu führen zugelassen ist, ist doch Gott der Herr ein Gott des Friedens und der Liebe, 2. Kor. 13,12. Und sollen Christen, so viel als an ihnen ist, mit jedermann Friede halten, Röm 12,18, keine billigen[11] Mittel des Friedens ausschlagen und zu erlangen zeitlicher Ehre und Güter keine unnötigen und unbilligen Kriege anfangen und führen, denn Gott hat Gräuel an den Blutgierigen, Psal. 5,7, und zerstreut die Völker, die gerne kriegen, Psal. 68,31.
Bibliographie
Philipp WERNICK, Friede auff Erden. Das ist Eine Christliche Friedens-Predigt Darinnen der Him[m]lischen Heerscharen und Heiligen Engelein herrlicher Friedes-Wuntsch ... erkläret und der Weltliche und Geistliche Zeitliche und Ewige Friede der werthen Christenheit von Hertzen gewünschet wird. Durch Gottes Gnade gehalten in der Kirchen zu Ronnenburg am Heiligen Christ-Tage, Gera 1648, S. 4—5; 12—13; 36—39. VD17 39:110857S.
Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt: http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:3:1-30066.
Quelle 2: Freud- vnd Friedenbringender Postreuter (1648)
Quelle
Ich komm' von Münster her gleich sporenstreichs geritten
und habe nun das Meist' des Weges überschritten.
Ich bringe gute Post und neue Friedenszeit,
der Friede ist gemacht, gewendet alles Leid.
Man bläst ihn freudig aus mit hellen Feldtrompeten,
mit Kesselpauken Hall, mit klaren Feld-Clareten[12].
Merkur fliegt in der Luft, und auch der Friede, jo,
Ganz Münster, Osnabrück und alle Welt ist froh.
Die Glocken tönen stark, die Orgeln lieblich klingen,
Herr Gott, wir loben dich, die frohen Leute singen.
die Stücke[13] donnern und sausen in der Luft,
die Fahnen fliegen schön und alles jauchzend ruft:
der Höchste sei gelobt, der Friede ist getroffen,
fortan hat jedermann ein besser' Jahr zu hoffen.
Der Priester und das Buch, der Ratsherr und das Schwert,
der Bauer und der Pflug, der Ochse und das Pferd.
Die Kirchen werden fort in voller Blüte stehen.
Man wird zum Haus des Herrn in vollen Sprüngen gehen
und hören Gottes Wort: Kunst wird sein hochgeacht'
die Jugend wird studier'n bei Tag und auch bei Nacht.
Man wird des Herren Ruhm auf Psalter[14] und auf Seiten
in Osten und in West, in Süd und Nord ausbreiten:
die Seine und Paris, die Donau und ihr Wien,
der Belt und sein Stockholm sind friedlich, frisch und grün.
Der Friede kommt gottlob mit schnellem Flug geflogen,
mit ihm kommt alles Glück und Segen eingezogen.
Er bringet Friedenspost und güld'ne Friedenszeit,
der Krieg ist nun gestillt, geendet alles Leid.
Spieß, Bogen, Schild und Schwert und Lanzen sind zerschmissen,
Gerechtigkeit und Fried' sich miteinander küssen.[15]
Wo Mars, der Landsknechtsgott, die Oberherrschaft hat,
da herrschet Lasterschwarm, und Tugend hat nicht statt.
Drum freuet, freuet Euch, ihr hohen Potentaten
und alle die ihr müsst den großen Städten raten.
Fortan wird Land und Sand und Dörfer nehmen zu,
und Herr und Knecht wird sein in angenehmer Ruh.
Es werden Fürsten nicht in Kanzeleien schwitzen,
der Rat nicht in die Nacht mit schweren Sorgen sitzen
und denken, wo doch Rat wohl herzunehmen sei,
damit betäubet wird des Krieges Tyrannei.
Man wird stets sein bedacht, wie rechte Sach mög' bleiben,
wie man, was unrecht ist, recht möge hintertreiben.
Man wird nicht so verseh'n, was Böses wird verricht'
wie sonst zu Kriegeszeit, doch ohne Lust geschieht.
Es werden Obrigkeit und Untertanen wohnen
in Einigkeit und Fried: das Gute wird man lohnen,
das Böse strafen ab: Kurz, es wird Friede sein
im Rathaus in der Stadt, wo man geht aus und ein.
Ihr Ober'n danket Gott, der Frieden ist gerichtet,
ihr Unter'n lobet ihn, das Widrig' ist geschlichtet.
Es lebt in Fried' und Freud' der Ratsherr und die Stadt.
Bis das was in der Welt und sie ein Ende hat.
Auch ich, der Kaufleut' Gott Merkur, komm' hergedrungen
und hab mich mit dem Brief durch Luft und Tufft[16] geschwungen.
Ihr Kaufleut' seid wohlauf und habt ein' guten Mut.
Ihr Handwerksleute auch, es wird all's werden gut.
Fort wird man sicherlich zu Wasser können handeln
und ohne Not zu Lande auf Messen ruhig wandeln.
Die Waren werden wohl zu reißen abegehn,
die Läden und Gewölb' voll lauter Käufer stehn.
Man wird ja Tag für Tag den Seidenzeug ausmessen
und zu Mittag für[17] Müh nicht einen Bissen essen,
Gewürz' und Spezerei verkaufen wohl mit Macht
bei lauter Zentnern wegwägen Tag und Nacht.
Der Schuster wird sein Geld vor Schuh nicht können zählen,
den Schneider wird das Volk um neue Kleider quälen.
Der Brauer nimmt nicht ab, der Bäcker, der wird reich.
Der Kirschner füttert stets und feiert keinen Streich.
Es hitzen bei dem Feu'r die Schmied', die Ambossschläger.
Es dauern mich allein die armen Degenfeger[18]
Die haben nichts zu tun: Lasst Degen Degen sein
macht einen Pflug dafür und eine Pflugschar[19] drein.
Ihr Bauern spannet an die starken Ackerpferde,
klatscht mit der Peitschen scharf, die Pflugschar in die Erde.
Säet Hirse, Heidel, Korn, Hanf, Weizen, Gersten aus,
Kraut, Rüben, Zwiebeln, Kohl, füllt Keller, Boden, Haus.
Ihr Gärtner werdet dann zu Markte können fahren
und lösen manchen Batz aus euren grünen Wahren.
Dann kehret ihr mit Lust fein in ein Küchlein ein
und esst ein Stücklein Wurst und löscht den Durst mit Wein:
Juch, Juch, ihr seid befreit von tausend tausend Nöten
und schlafet, bis es tagt, mit euren Bauern Greten.
Ihr Wirte freut euch auch, der Friede trägt euch ein.
Es wird die Stub' und Stall voll Gäst' und Pferden sein.
Voraus, die ihr wohl liegt, beim weiß' und roten Hahnen,
beim Baum, Bär'n, Engel, Stern, Wolf, Lamme, Turmen, Schwanen,
beim Bitterhold, beim Kreuz, Gans, Rindsfuß, Rädlein, Tisch,
beim wilden Mann, Kron', Mond, beim güld'nen Ochsen, Fisch,
beim Ochsenfelder auch: Ihr krieget gute Sachen,
ihr wollt denn selbsten nicht, die Zeche wirtlich machen.
Doch glaub ich's gänzlich nicht: Nun es hat keine Not.
Ein jeder gebe mir ein gutes Botenbrot.
Doch dieses alles recht mit beten und mit danken,
dass keiner überschreit' der Ehrbarkeiten Schranken.
Es danket alles Gott, es dank ihm früh und spat,
was kreucht, fleucht, lebt und schwebt, und was nur
Odem hat.
Gedruckt im Jahr nach der Geburt unseres Herrn Jesu Christi 1648.
Bibliographie
Flugblatt Neuer Auß Münster vom 25. deß Weinmonats im Jahr 1648. abgefertigter Freud- und Friedenbringender Postreuter, s.l. 1648. Digitalisat der Universitätsbibliothek Frankfurt, URL: http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freytag/content/pageview/4361693.
Quelle 3: Friedrich Wilhelm, Ausschreiben Des ... Herrn Friedrich Wilhelms Hertzogen zu Sachsen Jülich Cleve und Berg (1650)
Quellentext
Von Gottes Gnaden Wir Friedrich Wilhelm, Hertzog zu Sachsen [...] etc. entbieten allen und jedem unserer Prälaten, Grafen, Herren, [...] Räten in Städten und sämtlichen Untertanen, welchen Standes sie sein mögen, unseren Gruß, Gnade und alles Gute, und fügen Ihnen daneben hiermit zu wissen:
Nachdem durch des grundgütigen Gottes gnädigen Gefallen und Regierung zwischen der Römischen Kaiserlichen Majestät, unserm allergnädigsten Herrn, den auswärtigen Kronen[20] und des Heiligen Römischen Reichs Kurfürsten und Ständen ein allgemeiner Friede in Deutschland am 14. Oktober 1648 zu Münster geschlossen, auch die hierauf zu Nürnberg gepflogenen Friedens-Exekutions-Verhandlungen am 16. jüngst vergangenen Monats Juni endlich vollends zum Schluss und Richtigkeit kommen, die meisten Truppen bereits abgeführt, abgedankt und die innegehabten Örter[21] wieder abgetreten worden,
und wir nunmehr nicht zweifeln, es werde seine göttliche Allmacht weitere Gnade verleihen, dass das ganze Heilige Römische Reich, das bisher durch den lang angehaltenen schweren Krieg in großes Verderben und Zerrüttung geraten, wiederum zu beständiger Ruhe und Sicherung gebracht und hinfort sowohl zwischen der Römischen Kaiserlichen Majestät als Oberhaupt und den sämtlichen Reichsgliedern als auch zwischen Ihnen allerseits vertrauliche Einigkeit und guter Vernehmen fortgesetzt und dadurch Obrigkeit und Untertanen im Frieden und Wohlstand erhalten:
Dass wir daher der göttlichen Majestät für solche verliehene große Gnade und Wohltat besonders hoch zu danken, auch zu solchem Ende vermittelst göttlicher Verleihung auf den 19. Monatstag des Augusts, gleich andern Kurfürsten und Ständen, ein allgemeines Dankfest anzustellen und hoch feierlich zu begehen [...].
[fol. A 2v—B 1v:]
Damit aber solch christliches, dem großen Gott zu Lob und Ehren angestelltes Dank-Fest desto andächtiger und ordentlicher gehalten werden möge: So soll
I. Ehestes Tages[22] nach Verrichtung des öffentlichen Gottesdiensts von allen Kanzeln verkündigt werden, dass gemeldeten 19. August dieses wegen des erlangten allgemeinen Friedens angeordnete Dank-Fest in unsern Altenburgischen und Coburgischen Fürstentümern und Landen hochfeierlich begangen und den Sontag vor solchem Fest [...] mit 3 Pulsen[23] solle eingeläutet, darauf eine Vesper[24] gehalten und Beichte gehöret, auch darneben alle Zechen[25], sowohl in Wein- und Bierkellern, als auch andern Schenk-Häusern diesen und folgenden Festtag über gänzlich eingestellt werden. Bei welcher Ankündigung die Zuhörer beweglich zu ermahnen, dass sie sich mit den Ihrigen gegen solch Frieden-, Freuden- und Dank-Fest recht geschickt machen[26], sich eines eingezogenen, nüchternen, bußfertigen, heiligen und unsträflichen Lebens befleißigen, zu rechter wahrer Andacht und Gottseligkeit bereiten, die große unaussprechliche Gnade und Wohltaten Gottes, die er uns durch den geschlossenen Frieden erwiesen hat, geziemlich, christlich und reiflich erwägen und deswegen seiner göttlichen Majestät ohne Heuchelei von Grund ihres Herzens dafür danken sollen.
II. [es folgen Vorgaben für den Gottesdienst am Sonntag 16.8.].
III. Am anschließenden Festtag soll »morgens früh nach 4 Uhr in den Städten auf den Türmen oder an anderen bequemen[27] Orten, mit einer Vokal- und Instrumental-Musik angefangen [...] werden,« [...] »dadurch die Eingepfarrten zu desto größerer Devotion und Andacht aufgemuntert werden« [...] [Vorgabe: Verlesung der Historie von der Zerstörung Jerusalems, dafür kurze Predigt], in den anschließenden Predigten sollen die Zuhörer erwägen, »was für große Gnade und Wohltaten uns der liebe Gott durch den verliehenen allgemeinen Frieden erwiesen hat.«
IV. [Vorgabe für Frühpredigt morgens um fünf]
V. Gegen sieben Uhr soll unterschiedlich lange, wie bei hohen Festtagen an einem jeden Ort gebräuchlich, mit allen Glocken geläutet werden: Unterdessen aber sollen sich die fürstlichen Offiziere, Beamten, Räte in den Städten und die Bürgerschafft an bequemen gewissen[28] Örtern, die Schüler aber insgesamt in der Schule, in ehrbarer Kleidung versammeln.
VI. Um sieben Uhr, oder zu der Zeit, wenn eingeläutet wird, sollen die Schüler insgesamt [...] mit grünen Kränzen auf den Häuptern samt ihren Präzeptoren aus der Schule zur Kirche züchtig und ehrbar gehen, und auf dem Wege andächtig singen [...].
VII. [Vorgabe Musik beim Gottesdienst sowie Lesungen]
VIII. [Gottesdienst um 1 Uhr, wiederum Einzug der Schüler Vorgaben für Gesang vor und nach der Predigt] [...]
IX. Die noch übrige Zeit aber soll keineswegs mit äußerlicher Hand-Arbeit, oder Kaufen und Verkaufen, viel weniger mit Fressen und Saufen, Doppeln[29] und Spielen, Tanzen und Springen oder anderer Leichtfertigkeit — zur Vermeidung unserer Ungnade und unausbleiblichen schweren Strafe, darum auch alle Kramläden diese beide Tage über gänzlich sollen verschlossen werden —, sondern vielmehr mit Beten, Singen, erfreulichen Erwägung und Erzählung der in so schweren vergangenen Landplagen erfolgten väterlichen Erhaltung und gnädigen Errettung, wie auch bisher in den Krieges-Zeiten und nunmehr geschlossenen Friede vorgegangenen Wunder- und Gnaden Werken Gottes zugebracht und also mit Danken und Beten dieses Fest christlich geendet werden. Damit die Kinder und Kindes-Kinder ihren Nachkommen Gottes große Wunder, und was er zu unsern wie auch unserer und ihrer Väter Zeiten getan habe, zu nützlicher Betrachtung erzählen und allerseits Gott den Herrn allezeit vor Augen haben, kindlich fürchten, seinen Geboten gehorchen, ein christliches Leben führen und wissentliche Sünden und Unbußfertigkeit hüten und vorsehen[30] lernen.
[fol. B 2r:]
Begehren deswegen an oben genannte unsere Prälaten, Grafen, Herren, [...] und unsere sämtlichen Untertanen, wes Standes die sein mögen, gnädig, sie wollen sich nebst den Ihrigen, dieser unserer Christlichen Verordnung gemäß zeigen und gehorsam nachleben, dieses Gott zu besonderen Ehren angestellte Dank- und Friedens-Fest angedeuteter Maßen mit andächtigen bußfertigen Herzen hochfeierlich begehen: Nicht zweifelnd, dass die Göttliche Majestät sich solches gnädig gefallen lassen und was dabei von der selbigen in rechtem Glaubten gebeten und zur Leibes und Seelen Wohlfahrt nützlich aus Gnaden geben und verleihen werde. Hieran vollbringen Sie Unsere gnädige Meinung, und wir sind Ihnen mit Gnaden gewogen. Datum Altenburg den 6. August Anno 1650.
Bibliographie
Friedrich Wilhelm, Ausschreiben Des Durchlauchtigen Hochgebornen Fürsten und Herrn Herrn Friederich Wilhelms Hertzogen zu Sachsen Jülich Cleve und Berg [...] Welcher massen das auff den durch Gottes sonderbahre gnädige Verleihung im Heil. Röm. Reiche geschlossenen Frieden auff den 19. Monatstag Augusti instehenden Jahres angestellete Danck-Fest In S. Fürstl. Gn. Fürstenthumen und Landen [...] hoch feyerlich begangen und gehalten werden solle. Neben angefügtem hierauff gerichteten Danck- und Frieden-Gebet, Altenburg 1650. Digitalisat der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, URL: http://digital.slub-dresden.de/id369609603. Auszüge.
Quelle 4: Philipp Wernick, Ronnenburgisch Lob- und Danck-Opfer (1650)
Quellentext
[S. 20]:
[So ...] »ist um unserer Sünde willen und um unser Väter Missetat willen«, Dan. 9,16, solche große Kriegs-Not ganze 32 Jahr nacheinander über uns kommen, dass wir sie nicht genugsam beschreiben noch erzählen können.
Solcher Jammer und Not hat nicht etwa ein Königreich oder Fürstentum, sondern ganz Deutschland betroffen, der Krieg ist aus Böhmen in Mähren, Schlesien und Ungarn, in die Pfalz, Nieder- und Obersachsen, Franken, Hessen, Thüringen, Meißen und durchs ganze Heilige Römische Reich hindurchgerissen und hat nicht nachgelassen, bis unser liebes Vaterland gar sehr verderbt und vieler Millionen Christen Blut vergossen worden.
[am Rand: Contributions-Not] Damit ich nur ein weniges von diesen erbärmlichen Wesen erzähle. So hat uns Jammer und Not betroffen bei den vielfältigen Contributionen und Kriegssteuern, die haben in unsern Lande Anno 1627 ihren Anfang gemacht, da etliche Kaiserliche Völker zur Corbsen, Grosenstein, Baldenheym und Pöltzig etliche Jahr aneinander im Winterquartier gelegen und haben nicht aufgehört, bis auf gegenwärtige Zeit, da wir hoffen, dass nunmehr dieses Jammers soll ein Ende gemacht werden, wer will das Geld zählen und ausrechnen, das die Soldaten, Freunde und Feinde, aus unserm Lande an Kriegssteuern, Discretion-Geldern[31] und Brandschatzungen bekommen haben, wenn der reiche Gott nicht wunderlich gesegnet und die liebe Hohe Obrigkeit mit gnädiger Erlassung vieler Ordinar-Steuern[32] ihre Untertanen nicht vielmals erleichtert hätte, wäre es dem Lande unmöglich gewesen, solche große Last zu tragen.
Großer Jammer und unaussprechliche Not hat uns überfallen bei unzähligen Durchzügen und Einquartierungen. Denn da wir der vielfältigen und langwierigen Einquartierungen auf diesmal geschweigen, so sind ja die vornehmsten Hauptquartiere allhier gewesen, dass wir die Generals-Personen wohl haben kennen und nennen lernen. Es hat sein Hauptquartier mit der ganzen Infanterie und Artillerie bei uns gehabt der Schwedische H. General Panir, welcher am Heiligen Ostertage Anno 1640 von Zwickau allhier ankommen und am Osterdienstag wieder aufgebrochen. [...]. [drei weitere Hauptquartiere]
In großen Jammer und unaussprechliche Not, Herzens- und Todes-Angst sind wir geraten bei den feindseligen Einfällen und Plünderungen, so Anno 1631, 1632, 1633, 1634 allhier vorgegangen, da ist alles auf Leib- und Lebensgefahr gegangen. Darum sind wir von einem Ort zum andern geflohen, haben uns wie der liebe David in die Höhlen und Wälder versteckt und bald an diesem, bald an jenem Ort salviert[33] und dabei unsere Häuser ausplündern lassen, wie denn auch nicht zu vergessen die dreitägige große Plünderung, da unter den Französischen Völkern unter den Rußwurmischen Regiment[34] die Unteroffiziere und Soldaten rebellisch worden, unser Städtlein feindselig angefallen und den 26., 27. 28. März neben andern mit zufallenden Völkern gänzlich ausgeplündert, bis H. General Rose uns eine Salvi Guardi[35] zugeschickt und zwei Rädelsführer bei Gera hat enthaupten lassen. Was allda für Jammer und Not bei uns gewesen, ist nicht auszusprechen, alle unsere beweglichen Güter sind geraubt, die Kirche und Schloss samt allen Häusern ausgeplündert worden, da können wir wohl mit David sagen [am Rand: 1. Sam. 20,3]: »So wahr der Herr lebt [...], es ist nur ein Schritt zwischen uns und dem Tod gewesen.«
[S. 28]:
Es hat dieser große und starke Gott seine Gerechtigkeit spüren und sehen lassen bei wunderbarer Erhaltung seiner lieben Kirchen und den reinen und kleinen Lutherischen Häuslein. Denn wie er seiner Kirchen zuruft (Jes. 41,10) »Fürchte dich nicht, ich bin mit dir, weiche nicht, denn ich bin dein Gott, Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.« Also hat es der gerechte und wahrhaftige Gott treulich gehalten: Denn dass ich hohen christlichen Potentaten nichts zuwider und zu nahe rede und den heilsamen Friedensschluss gebührlich in acht nehme, so ist gewiss und aus ihren eigenen Schriften offenbar, dass es weder der Papst mit seinen Jesuiten, noch die Calvinischen Lehrer und Irrgeister gut mit uns gemeint haben, ein jeder Part hat dahin getrachtet, die reine lutherische Lehre und Augsburgische Konfession möchte abgeschafft werden. Wie aber der gerechte Gott, der einige Schutzherr seiner Kirchen, der Calvinischen Lehrer böse Gedanken und der Jesuiten Anschläge zunichtegemacht und das reine lutherische Häuflein mit seiner starken Hand erhalten hat, also hat er auch die Herzen der Hohen Magnaten und Potentaten im Heiligen Römischen Reich gelenkt, dass der Passauische Vertrag aufs neue konfirmiert und der Religions- und Profan-Friede herrlich bestätigt wurden. Weil wir nun alle in Deutschland einen Gott und Vater (Mal. 2,10), und einen Meister (Matt. 23,8), einen Mittler zwischen Gott und Menschen Christum Jesum (1. Tim. 2,5), ein Wort Gottes (1. Petr. 1,25), eine Taufe (Ephes. 4,5) und ein heiliges Abendmahl haben (1. Kor. 10), so heiße[36] der Gott des Friedens, dass Papisten und Calvinisten ihre Irrtümer und Menschenlehre aus Gottes Wort erkennen, ihre Vernunft unter den Gehorsam des Glaubens gefangen nehmen (2. Kor. 10,5) mit uns einig und allein den wahren Gott anrufen und ehren und Gott allein und seinen lieben Sohn Jesu Christo in dem Artikel der seligmachenden Gerechtigkeit die Ehre geben und das heilige Abendmahl nach Christi Einsetzung und hellen klaren Worten halten und gebrauchen, und also in wahrem und beständigem Glauben an Christum mit uns allen gerecht und selig werden.
[S. 41f]:
Weil nun die Menschen und insonderheit die Jugend durch das sündhafte Soldatenwesen sehr geärgert[37] und viele schädliche Laster, insonderheit aber das erschreckliche Fluchen und Gotteslästern und Ungehorsam gegen Lehrer und Prediger, Regenten, Herren und Frauen, sehr eingerissen sind, sollen alle treuen Lehrer in Kirchen und Schulen, christlichen Regenten, Eltern, Herren und Frauen selber mit einem christlichen gottseligen Leben den Anfang machen, nach den heiligen Zehn Geboten ihr Leben anstellen und also ihren Zuhörern und ihren Untertanen, Kindern und Gesinde mit löblichem und guten Exempeln fürleuchten[38]. Darauf sollen nicht allein alle Lehrer und Prediger die Leute zur Besserung ihres Lebens ernstlich anvermahnen, sondern auch die Regenten und Obrigkeiten nach dem Befehl Gottes alle Sünden und Laster ernstlich strafen und das Schwert getrost schneiden lassen, damit sie wegen ihrer Nachlässigkeit nicht den Fluch auf sich laden (Jer. 48,10).
Alle Hausväter und Hausmütter sollen ihren Fleiß anwenden, die Kinder und Gesinde zu allen Tugenden anhalten und anmahnen, die Kinder und Gesinde, welche meisten Teils des Kriegs sehr missbraucht und ganz unartig gewesen ist, sollen auch das Vierte Gebot in Acht nehmen, Eltern, Herrn und Frauen folgen, wenn sie wollen Gottes Segen haben.
[...] Darum seht wohl zu, dass ihr euch vor allen Sünden hütet, den Tag der gnädigen Heimsuchung wohl erkennt, vor allen Dingen in wahrem Glauben an Christum den innerlichen Frieden eures Gewissens wohl bewahrt und nach dem ewigen himmlischen Frieden trachtet, dabei aber den zeitlichen Frieden nicht zu Sünden und Schanden missbraucht, sondern zur Ehre Gottes, des Nächsten Nutz und unserer selbst eigenen Besserung und Erbauung [...].
Bibliographie
WERNICK, Philipp, Ronnenburgisch Lob- und Danck-Opfer/. Welcher Der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit [...] zu sonderlichen Lob/ Ehr und Preiß und schuldiger Danckbarkeit för den im H. Römischen Reiche gegebenen Frieden. Auff Hochlöbliche Anordnung [...] Des [...] Herrn Friderich Wilhelms/ Hertzogen zu Sachsen/ Jölich/ Cleve und Berg [...] Am angestelten Fried- und Danckfeste den 19. Monats-Tag Augusti [...] in der Christlichen Kirchen zu Ronnenburg [...] in der Ampts-Predigt offeriret, Gera 1650. Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, URL: http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/purn/urn:nbn:de:gbv:3:1-69881-p0003-1. S. 20f, 28f, 41f.
Quelle 5: Paul Gerhardt, Gott Lob! Nun ist erschollen das edle Fried- und Freudenwort (1653)
Quellentext
Zu singen auf die Melodie: Nun lob, mein Seel, den Herren (Hans Kugelmann 1540, Evangelisches Gesangbuch Nr. 289)
1.
Gott Lob! Nun ist erschollen
das edle Fried- und Freudenwort,
dass nunmehr ruhen sollen
die Spieß' und Schwerter und ihr Mord.
Wohlauf und nimm nun wieder
dein Saitenspiel hervor,
O Deutschland, und sing Lieder
im hohen vollen Chor.
Erhebe dein Gemüte
zu deinem Gott und sprich:
Herr, deine Gnad' und Güte
bleibt dennoch ewiglich:
2.
Wir haben nichts verdienet
als schwere Straf' und großen Zorn,
weil stets noch bei uns grünet
der freche schnöde Sündendorn.
Wir sind fürwahr geschlagen
mit harter, scharfer Rut',
und dennoch muss man fragen:
Wer ist, der Buße tut?
Wir sind und bleiben böse,
Gott ist und bleibet treu,
hilft, dass sich bei uns löse
der Krieg und sein Geschrei.
3.
Sei tausendmal willkommen,
Du teure werte Friedensgab'.
Jetzt seh'n wir, was für Frommen
Dein Bei-uns-wohnen in sich hab':
In dir hat Gott versenket
all unser Glück und Heil.
Wer dich betrübt und kränket,
der drückt ihm[39] selbst den Pfeil
des Herzleids in das Herze
und löscht aus Unverstand
die güld'ne Freudenkerze
mit seiner eig'nen Hand.
4.
Das drückt uns niemand besser
in unser Herz und Seel' hinein
als ihr zerstörten Schlösser
und Städte voller Schutt und Stein.
Ihr vormals schönen Felder
mit frischer Saat bestreut,
jetzt aber lauter Wälder
und dürre wüste Heid'.
Ihr Gräber voller Leichen
und blut'gen Heldenschweiß
der Helden, derer gleichen
auf Erden man nicht weiß.
5.
Hier trübe deine Sinnen,
O Mensch, und lass die Tränenbach
aus beiden Augen rinnen.
Geh in dein Herz und denke nach:
Was Gott bisher gesendet,
das hast du ausgelacht.
Nun hat er sich gewendet
und väterlich bedacht,
vom Grimm und scharfen Dringen
zu deinem Heil zu ruh'n,
Ob er dich möchte zwingen
mit Lieb und Gutes-Tun.
6.
Ach, lass dich doch erwecken,
wach auf, wach auf, du harte Welt.
Eh' als das harte Schrecken
dich schnell und plötzlich überfällt.
Wer aber Christum liebet
sei unerschrock'nen Mut's.
Der Friede, den er gibet,
bedeutet alles Gut's.
Er will die Lehre geben:
Das Ende naht herzu,
da sollt ihr bei Gott leben
in ew'gem Fried und Ruh.
Bibliographie
GERHARDT, Paul: Gott Lob! Nun ist erschollen das edle Fried- und Freudenwort. Modernisierte Fassung aus: Johann CRÜGER / Martin LUTHER, Praxis Pietatis Melica. Das ist: Ubung der Gottseligkeit in Christlichen und trostreichen Gesängen/ Herrn D. Martini Lutheri fürnemlich/ wie auch anderer vornehmer und gelehrter Leute, Berlin u.a., 5. Ausgabe 1653, Nr. 401 S. 773-775, im Abschnitt »Dancksagung für den lieben Frieden«. Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek, URL: http://daten.digitale-sammlungen.de/0006/bsb00065813/images/index.html?fip=193.174.98.30&id=00065813&seite=396.
Quelle 6: Johann J. G. Am Ende, Friede macht Freude / August von Sachsen, Abkündigung des ... zu feyernden Friedens-Dank-Festes (1763)
Quellentext
Johann J. G. Am Ende, Friede macht Freude
[S. 18]:
Andächtige Zuhörer! Ist aller wahrer Friede auf Erden Gottes Werk, so ist gewiss der nunmehrige wieder hergestellte Ruhe- und Friedensstand auch als sein Geschenk und Gabe anzusehen. Menschlichem Ansehen nach schien vor kurzem der Friede noch weit entfernt zu sein. Fast alle Könige in Europa hatten Teil an diesem Krieg. Ein so verschiedenes, einander widersprechendes Interesse, weit aussehende Absichten, neue zur Fortsetzung des Kriegs abzielende Zurüstungen, abwechselndes Kriegsglück, viele andere beträchtliche Umstände ließen gewiss mehr fürchten als hoffen. Aber Gott, dessen Gedanken nicht unsere Gedanken sind[40], und der alles fein tut zu seiner Zeit, wusste bald, da die Zeit seines Zorns vorbei und die Stunde der Hilfe da war, das Licht aus der Finsternis und den Frieden aus der Verwirrung hervorzubringen. Er fing an, zuerst das Brausen des Meeres zu stillen, und darauf musste auch auf dem festen Land, durch seine allmächtige herzlenkende Kraft ohne Umstand alles zum Frieden sich schicken. Anfang und Ende des Kriegs musste einander ähnlich sein. Beides führt etwas Geschwindes und Plötzliches mit sich. Plötzlich redete der Herr wider ein Land und Volk, dass Er es ausrotten, zerbrechen und verderben wollte. Aber plötzlich ließ er sich auch des Unglücks gereuen, Jer. 18,7, und machte es nicht gar aus, sondern redete und sagte Friede zu seinem Volk. »Siehe!« sprach der Herr, »ich will sie heilen und gesund machen und will ihnen [um ihres Gebets willen] Friede und Treue gewähren«. Jer. 33,6. Das hat Gott getan, der Gott und Schöpfer alles Friedens!
2) sehen wir auf den Frieden selbst. Und was ist der? Er ist eine Gabe Gottes. Daher ist er, wie alle Gottes Gabe auch etwas Gutes, Heilsames, Himmlisches und Göttliches. Er ist eine von Gott verliehene Kraft und Stärke des Landes, als welche Erklärung uns David [...] von dem Frieden gemacht hat, da er Kraft und Friede mit einander aufs Genaueste verbindet und das eine aus dem anderen herleitet und erklärt.
Man kann die Sache am besten aus dem Gegenteil abnehmen. Der Krieg, was ist er? Eine Schwächung und Entkräftung der Länder. Er entvölkert den Erdboden, beraubt das Land seiner jungen Mannschaft, stört Commercien, Handlung und Gewerbe, zerrüttet Häuser und Familien, hemmt den Fortgang guter Künste und Wissenschaften, verdirbt gute Sitten, benimmt den Gesetzen ihre Kraft, hält den Lauf der Gerechtigkeit auf und führt in alle Stände viel Unordnung und Unheil ein. Die Sache bedarf keines Beweises. Alle Kriegsgeschichte und auch die letzteren Kriegsläufte sind voll von traurigen Zeugnissen und Spuren dieser kläglichen Wahrheit, dass der Krieg den ganzen Staatskörper entkräftet und schwächt. Dahingegen der Frieden Haupt und Glieder stärkt und alles lebendig, gesund und fröhlich macht, dass der Bürger und Bauer unter seinem Weinstock und Feigenbaum ruhig sitzen und sein Brot mit Freuden essen kann. Das ist der hohe Wert des Friedens.
Aber ist denn nun auch der jetzt erzeugte Friede so etwas Heilsames und Gesegnetes? Allerdings. Denn sonst müssten wir den vorigen allgemeinen Satz wieder zurücknehmen und das Göttliche in dem Frieden als eine Gabe Gottes leugnen. Es ist wahr, Friedensschlüsse sind immer für einen Teil vorteilhafter als für den andern. So ist auch nicht zu leugnen, vielmehr schmerzlich zu beklagen, dass der letzte langwierige Krieg vielleicht keinem Land so lästig[41] gewesen und der erfolgte Friede so wenig vorteilhaftig worden, als unserem geliebten Vaterland. Es ist auch daher eben nicht zu verwundern, wenn hier und da Leute gefunden werden, welche über den Frieden nicht zufrieden sind, und an dem heutigen Tag mehr Missvergnügen als Freude empfinden. Indessen möchten doch solche unzufriedenen Gemüter sich auch prüfen, aus was eigentlich für Quellen diese ihre Unzufriedenheit herfließe? Ob sie aus wahren patriotischen Gesinnungen, aus Liebe gegen seine Mitbürger, aus Mitleiden gegen äußerst bedrängte und mitgenommene Untertanen, aus einer gründlichen Einsicht in den wahren Zusammenhang der Dinge, oder etwa aus bloß eigensinnigen, oder wohl gar eigennützigen und anderen unlauteren Leidenschaften herkomme? Sie mögen doch wohl bedenken, dass Friede und Ruhestand allemal besser sei als eine Fortdauer von Blutvergießen, Verwüstungen, Vergewaltigungen und anderen landverderblichen Plagen. Ein gewisses, obschon eingeschränktes Gut ist doch allemal annehmlicher als große, aber ungewisse und mit noch größeren Gefahren verknüpfte Hoffnungen. Unser Vaterland war ja dem gänzlichen Verderben ganz nahe und befand sich, so zu reden, an dem Rande eines grundstürzenden Ruins. Nichts als Friede, und ein baldiger Friede, konnte diesem großen Verderben wehren.
Es ist wahr: Verlust und Schaden, den Sachsen in diesem Kriege erlitten, ist groß, unaussprechlich groß. Aber ist denn der Arm des Herrn verkürzt, dass er nicht wieder aufhelfen und segnen könne? Hat uns der Herr zerrissen, kann er nicht auch heilen? Hat er uns geschlagen, kann er nicht auch verbinden? Nicht wieder lebendig machen? Nicht wieder aufrichten, dass wir vor ihm stehen und leben werden? Hos. 6,1. Ja! Das kann er tun. Das will und wird er gewiss tun. Er und sein himmlischer Segen wird für uns die allerzuverlässigste Entschädigung, und er selbst, der allgenügsame Gott, wird unser Schild und sehr großer Lohn sein, wenn wir nur die Gabe des Friedens wohl anwenden, und mit Abraham vor dem allmächtigen Gott wandeln und das unsere, ein jeder an seinem Teil, treulich ausrichten werden. 1. Buch Mos. 15,1.
Bei dem allen müssen wir als Christen auch auf die Sache Christi und seines Reichs sehen. Denn dahin haben doch alle Revolutionen, großen Veränderungen, Kriegs- und Friedenshändel auf Erden ihre unfehlbare Beziehung. Öfter denken diejenigen, die auf Erden Krieg führen, wenig oder nicht an den Himmel. Aber der im Himmel ist und durch dessen Vorsehung alle Dinge geordnet werden, der hat acht auf alles ihr Tun. Und da muss alles dem Rat des Herrn dienen. Die Menschen mit allen ihren noch so irdisch gesinnten Anschlägen und Unternehmungen müssen dennoch ohne, auch wohl wider ihr Denken, Wissen und Wollen, die Sache Gottes fördern. Der müsste die Wege der göttlichen Regierung, und die Stimmen der Propheten gar nicht kennen, wer diese leugnen wollte. Die in diesem Kriege und durch den erfolgten Frieden in jenem entfernten Weltteil[42] gemachten großen Eroberungen, sollten die nicht dem Reich Christi eine weitere Bahn machen und ein Weg sein, wodurch das Evangelium samt guten Künsten und Wissenschaften bis an die wildesten Völker gelangen dürfte? Auch nach Sachsen hat dieser Krieg Leute von allerlei Religion gebracht, welche von unserm Glauben, Gottesdienst, Sitten und Gebräuchen gewiss nicht die vorteilhaftesten Begriffe gehabt haben. Diese, wenigstens zum Teil, denken jetzt ganz anders und besser von uns, nachdem sie in unseren Gottesdiensten, Büchern, Gebeten, Gesängen, Einrichtungen und Anstalten Wahrheit, Erbauung, Vernunft, Ordnung und gute Zucht wahrgenommen haben. Wie manchem sind die Augen aufgegangen? Wie mancher hat heilsame Schläge an sein Herz bekommen? Wovon mir nicht wenig Exempel zur Bewunderung der göttlichen Weisheit bekannt geworden sind. Sollte das nicht vermögend sein fürs künftige bessere Gesinnungen gegen das[43] Evangelischen Wesen zu wirken, den unlauteren Religionseifer zu brechen und der guten Sache der Wahrheit zur Gottseligkeit hier und da Förderung zu verschaffen? Herr, dein Rat ist wunderbarlich, und führst es herrlich hinaus! Jes. 28,29. Auch diese Betrachtung muss bei denen, die auf die Werke des Herrn sehen und auf das Geschäft seiner Hände schauen, ein Bewegungsgrund sein, über das erlittene Ungemach des Kriegs, in dem Willen Gottes desto mehr sich zu beruhigen und über den von Gott wieder geschenkten Frieden desto zuversichtlicher sich zu freuen.
3) Dadurch, dass wir den verliehenen Frieden als eine Gabe und Wohltat von der Hand des Herrn annehmen, an seiner Gnade unsere Lust haben und in keinem Wege einiges Murren an uns finden lassen, sondern auch hier sprechen: Ich nehme es, wie er es gibt. Denn was und wie Gott gibt ist allemal das Beste. Demnach ist billig, dass wir dem Herrn für die Gabe des Friedens heute ein öffentliches Dankopfer darbringen, seine unverdiente Güte und unsere Unwürdigkeit in Demuth erkennen und bekennen und aus dem heutigen nachmittäglichen Friedenstext mit Herz und Mund sprechen: »Ich danke dir, Herr, dass du zornig bist gewesen über mich und dein Zorn sich gewendet hat und tröstest mich«, Jes. 12,1.
August von Sachsen, Abkündigung des [...] zu feyernden Friedens-Dank-Festes, Dresden 1763
Nachdem unter göttlicher Gnade und Segen es nunmehr dahin gediehen, dass zwischen Seiner Majestät, unserm allergnädigsten Könige, Kurfürsten und Herrn, und des Königs von Preußen Majestät der Friede geschlossen, selbiger auch durch dessen erfolgte Ratifikation zu seiner Vollständigkeit gebracht, mithin die hiesigen Lande von dem in das siebende Jahr vorgedauerten Kriegsungemach, wodurch dieselbe ihrem gänzlichen Untergang nahe gekommen, endlich befreit worden, und sich dann gebührt, für diese lang erwünschte Wohltat deren allerhöchsten Geber demütigen Dank abzustatten; Als [also] haben höchstgedachte ihro Königliche Majestät und Kurfürstliche Durchlaucht unser allerteuerster Landesvater solches vermittels eines auf den morgenden Tag, als den 21. März, in dero gesamten Kur-, inkorporierten und anderen Landen, zu feiernden Friedensdankfestes zu tun allergnädigst anbefohlen. Wenn denn nun solchem in untertänigstem Gehorsam nachzukommen unsere Pflicht sowohl gegen Gott als auch gegen unsere hohe Landesobrigkeit erfordert, als wird eure christliche Liebe hiermit in dem Herrn ermahnt, den morgenden Tag als ein feierliches Dankfest zu begehen, dem Gottesdienst andächtig beizuwohnen, dem grundgütigen Gott für die uns durch den verliehenen Frieden erzeigte Wohltat einmütig und mit einem Munde zu danken und zu preisen, daneben ihn flehentlich anzurufen, dass er solches edle Kleinod des Friedens nie von uns wende, sondern gnädiglich bewahre und mit seiner treuen Vorsorge stets über uns walte, welches der barmherzige Gott und Vater in Gnaden tun wolle, um seines lieben Sohnes Christi Jesu willen. Amen.
Bibliographie
AM ENDE, Johann Joachim Gottlob, Friede macht Freude, oder: Freude über den Frieden, Wurde am 21sten März, als an dem allgemeinen Dank-Friedens-Feste, In der Predigt über den 28sten Ps. und deßen 6. 7. 8. u. 9. Vers in der Frauen-Kirche [...] vorgestellet, und [...] dem Drucke übergeben, Dresden 1763. Digitalisat der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, URL: http://digital.slub-dresden.de/id42629887X. S. 18 Mitte bis 22.
August von Sachsen, Abkündigung des, auf Ihro Königl. Majestät in Pohlen und Churfürstl. Durchl. zu Sachsen allergnädigster Befehl, auf den Ein und Zwanzigsten März, 1763. als den Montag nach dem Sonntage Judica, zu feyernden Friedens-Dank-Festes, Dresden 1763. Digitalisat der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, URL: http://digital.slub-dresden.de/id426143027.
Essay zu Friedensrepräsentationen in der Frühen Neuzeit
In einem großen Aufsatz hat der Augsburger Historiker Johannes Burkhardt »Die Friedlosigkeit der Frühen Neuzeit« zur Signatur der Jahrhunderte zwischen Renaissance, Reformation und Französischer Revolution erklärt und von einer besonderen »Bellizität Europas« gesprochen.[44] Tatsächlich findet sich in den knapp drei Jahrhunderten kaum ein Jahr, in dem nicht irgendwo in Europa ein Konflikt in bewaffneter Form ausgetragen wurde. Krieg war die schlimmste, gleichwohl aber alltägliche Weise des Umgangs mit Differenz, sei es im Streben um politische Dominanz im europäischen Mächtesystem, beim gewaltsamen Versuch, konfessionelle Einheitlichkeit wiederherzustellen bzw. Eigenständigkeit zu behaupten oder auch als Konfliktaustrag zwischen Zentralgewalt und Partikularkräften innerhalb eines Landes. Hinzu kamen die Kriege »an den Rändern« Europas, so der langanhaltende Konflikt mit den Osmanen oder auch die außerhalb Europas ausgetragenen Kämpfe um die Vorherrschaft zwischen europäischen Kolonialmächten.
All diese Kriege haben der Epoche zweifellos ihren Stempel aufgedrückt. Zugleich aber kamen sie alle irgendwann zu einem Ende: In mehr als 2000 zwischenstaatlichen Friedensverträgen oder Waffenstillstandsvereinbarungen wurden die Kriege (zumindest vorläufig) beigelegt; hinzu traten zahlreiche Religionsfrieden, die meist innerhalb eines Herrschaftsgebiets geschlossen wurden. Im Zuge der Beilegung und Bewältigung militärischer Konflikte wurden im Europa der Frühen Neuzeit differenzierte Strategien und komplexe Verfahren zur Friedensfindung entwickelt — auch wenn manche Vereinbarung schon wieder gebrochen wurde, ehe die Tinte der Unterschriften getrocknet war.
Parallel zur Entwicklung der Vorgehensweisen und juristischen Denkmuster bei der Aushandlung und Erreichung von Friedensschlüssen differenzierten sich auch die Medien und Zeichensysteme aus, mit denen der Gedanke des »Friedens« ausgedrückt, symbolisiert, vermittelt und verbreitet wurde. Aufbauend auf Worten und Bildern aus der jüdischen und christlichen Tradition und dem Erbe der griechisch-römischen Antike entstand ein komplexes Vokabular zur Feier und Vermittlung des wiedererlangten Friedens; hinzu traten — besonders seit der Mitte des 17. Jahrhunderts — Darstellungen des Vorgangs des Friedenschließens durch Verhandlungen und feierliche Bekräftigungen. Frieden und Friedensschluss wurden multimedial transportiert und inszeniert: Nicht nur in bildlichen Darstellungen, vom einfachen Holzschnitt über aufwendige Druckgrafik und Gemälde bis hin zu ganzen Architekturen; genauso im gesprochenen und geschriebenen Wort, sei es in Bericht, Lied, Predigt, Gedicht oder Drama; in musikalischen Formen wie Kantaten, Friedensmusiken, Oratorien und Opern; schließlich in Friedensfeiern, die alle diese Formen unter Einbeziehung der Bevölkerung ganzer Städte zu Repräsentationen und Zelebrationen des Friedens verbanden.
Die vielfältigen medialen Darstellungen des Friedens übernahmen dabei nicht nur die Aufgabe, das Ereignis des geschlossenen Friedens bekannt zu machen, sondern sie trugen auch zur Erklärung und Einordnung des Friedens bei, übernahmen didaktische und häufig auch handlungsunterweisende Funktion. Die Verbreitung der Friedensnachricht und die Freude über das Ende der Gewalthandlungen verbanden sich mit Mahnungen zur Dankbarkeit und zu verändertem Verhalten im neugewonnenen Frieden. Friedensrepräsentationen dienten auch dazu, Lehren aus dem Krieg zu ziehen und für den Frieden zu formulieren und weiterzugeben.[45]
Die vorliegenden Quellenauszüge aus Predigten ordnen sich in diesen sachlichen Zusammenhang ein. Sie stammen einerseits aus dem Kontext von Friedensfeiern aus Anlass des Westfälischen Friedens, also der Friedensschlüsse von Münster und Osnabrück 1648 und des Abschlusses des Nürnberger Exekutionstags 1650, andererseits aus dem Umfeld der Friedensschlüsse von Paris und Hubertusburg 1763 zur Beendigung des Siebenjährigen Kriegs. Sie dokumentieren die Vermittlung und Interpretation der Friedensschlüsse durch das gesprochene Wort der Friedenspredigten sowie die obrigkeitlichen Anordnungen zur Abhaltung von Festgottesdiensten. Ein Flugblatt, das 1648 der Friedensnachricht sowohl lyrischen wie visuellen Ausdruck verlieh, repräsentiert eine andere, weniger konfessionell geprägte Gattung. Blätter wie dieses erreichten mit hohen Auflagenzahlen und zahlreichen Nachdrucken ein breites Publikum. Eingängige Reime trugen dazu bei, die Botschaft schnell auch unter den Nicht-Lesekundigen zu verbreiten. — Das aus Anlass des Westfälischen Friedens entstandene Kirchenlied gehört hingegen in den Kontext der Predigten und Festgottesdienste. Zugleich ermöglichte die Veröffentlichung in einem überaus populären und vielfach nachgedruckten Gesangbuch das Singen des Liedes auch außerhalb der Kirchenmauern und trug zur seiner weiten Verbreitung bei.
Kriegsenden
Mit den Friedensschlüssen von Münster und Osnabrück gingen mehrere europäische Kriege zu Ende, die maßgeblich durch den Konfessionskonflikt verursacht waren. Der Westfälische Friede schuf als Fundamentalgesetz eine neue politische und religiöse Verfassung des Reichs und stand am Anfang einer neuen europäischen Epoche der Diplomatie und des Völkerrechts. Fast alle europäischen Mächte waren direkt oder indirekt auf den Friedenskongressen vertreten. Gleichwohl markierte das Jahr 1648 nicht überall in Europa die gleiche Zäsur wie im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, wie Heinz Duchhardt kürzlich in einer Übersicht gezeigt hat,[46] und selbst in Ländern wie Frankreich, die als Verhandlungspartner beteiligt waren, wurde der Friedensschluss nicht mit großen Feierlichkeiten begangen, weil die konfliktbeladene innenpolitische Situation dies kaum zuließ. Innerhalb des deutschen Sprachraums lässt sich für die Feiern des Friedens eine eindeutige Trennung entlang der konfessionellen Grenze erkennen: Während es in den protestantischen Gebieten 1648, und mehr noch 1650, zu einer Vielzahl von Friedensfesten[47] oder Dankgottesdiensten, jeweils mit entsprechenden Friedenspredigten kam, wurde der Westfälische Friede in den katholischen Gebieten kaum gefeiert,[48] wie überhaupt katholische Friedenspredigten sich nur in Einzelfällen erhalten haben.[49]
Anders die Situation 1763 am Ende des Siebenjährigen Kriegs:[50] Nach den Frieden von Paris und Hubertusburg wurden Friedensfeiern sowohl auf Seiten der preußischen wie der sächsischen und habsburgischen Vertragspartner, aber auch anderswo in Europa gehalten. Im britischen Weltreich wurde der Ausgang des Krieges mit einem öffentlichen Festtag und Gottesdiensten begangen, zu denen sich gedruckte Predigten nicht nur aus England,[51] sondern auch den nordamerikanischen Kolonien oder Jamaika[52] gedruckt erhalten haben. Neben die überall anzutreffenden Gottesdienste traten in Deutschland auch akademische Festveranstaltungen, auf denen weltliche Oden vorgetragen[53] und aufklärerische Reden[54] gehalten wurden. Aus Anlass dieses Friedens kam es zudem zu Feiern in jüdischen Gemeinden, bei denen gepredigt wurde und Berichte darüber mit Veröffentlichung der Texte anschließend gedruckt wurden.[55] Zwar dominieren die protestantischen Predigten weiterhin die gedruckten Quellen zahlenmäßig, doch andere Formen bürgerlicher Friedensfeiern und andere Foren sind hinzugekommen.
Predigt, Lied und Gedicht — zur kommunikativen Situation der Quellengattungen
In einer Gesellschaft, in der größere Teile der Bevölkerung nicht über Schreib- und Lesefähigkeit verfügten, kam der mündlichen »Kommunikation unter Anwesenden«[56] eine entscheidende Rolle zu. Öffentliches Leben vollzog sich in direkter Rede auf Versammlungen, bei öffentlichen Sitzungen, gemeinsamen Feiern und den häufig stattfindenden Gottesdiensten. Die Predigt, sei es im normalen Sonntags- oder Wochengottesdienst, sei es aus besonderen Anlässen, erfüllte damit vielfältige Funktionen: Verkündigung des Evangeliums, Interpretation einschneidender Ereignisse, Verlautbarung obrigkeitlicher Erlasse, auch Austausch von Neuigkeiten — insgesamt dienten Predigten letztlich der kollektiven Sinnstiftung und damit Stabilisierung der sozialen Ordnung. Dementsprechend waren Gottesdienste und feierliche Messen für den hier betrachteten Bereich der Kirchen im Heiligen Römischen Reich auch unverzichtbarer Teil der Festkultur. Keine öffentliche Feier ist denkbar ohne einen Gottesdienst und zumindest kein evangelischer Gottesdienst ist denkbar ohne eine Predigt. Auf katholischer Seite wurde hingegen die musikalische Ausgestaltung des Messkanons zur Fest- oder Jubelmesse Bestandteil vieler Feiern.
Eine ähnliche Rolle wie der gemeinsame Gottesdienstbesuch spielte auch das gemeinsame Singen. Es fand nicht nur in Gottesdiensten als Teil der Liturgie statt, sondern war alltägliche Praxis bei vielen Gelegenheiten. In einer Zeit ohne audiovisuelle Medienspeicher hatte Gesang einen ungleich höheren Stellenwert. Er bedurfte keiner Vorbereitung und keiner Instrumente. Das Singen wurde schon in der Schule anhand der Kirchenlieder eingeübt, da Schülerchöre häufig auch die Gottesdienstbegleitung übernahmen. Die nach hunderten zählenden Druckauflagen von Gesangbüchern und Liedersammlungen zeigen, dass diese Bücher bei weitem nicht nur im Gottesdienst verwendet wurden. Zudem kursierten natürlich auch viele weltliche Lieder. Auf der Eingängigkeit gereimter und gesungener Texte beruhte auch die Vermittlung von Nachrichten durch fahrende Sänger oder beim Vorlesen von Flugblättern. Die Kombination von volkstümlicher Dichtung und bildlicher Darstellung der Friedensnachricht ermöglichte die Nutzung eines solchen Blattes zu gemeinsamer Lektüre oder öffentlichem Vortrag. Als Vorläufer und Wegbegleiter der periodisch erscheinenden Zeitungen, die sich erst im Lauf des 17. Jahrhunderts als Nachrichtenmedium durchsetzten, behielten die Flugblätter noch lange ihren Stellenwert. Erst allmählich vollzog sich eine Verschiebung zugunsten der aufwendigeren Ausgestaltung der Abbildungen bei Abnahme des begleitenden Textes, die auf eine geänderte Nutzung der Blätter schließen lässt.
Bei genauer Betrachtung liegt in der Nutzung der hier vorgestellten Quellengattungen ein wichtiger Unterschied: Während illustriertes Flugblatt und Gesangbuch einen vorgängig geschaffenen Text zur gemeinsamen Nutzung bereitstellten, stellen gedruckte Predigten oder Predigtmanuskripte eine Art Umkehrung dieser Überlieferungssituation dar: Sie überliefern eine eigentlich mündlich gehaltene Rede in schriftlicher Form. Eine als Einzelveröffentlichung gedruckte Predigt diente nicht mehr als Vorlage, sondern der Bewahrung des gesprochenen, nicht anders konservierbaren Worts und des besonderen Moments der Verkündigung. (Daneben gab es zahlreiche Predigtanleitungen und Musterpredigten, sog. Homilien und Postillen, die sich an den Theologen als Hilfsmittel für die Vorbereitung der Vielzahl von Predigten richtete. Sie enthalten jedoch sehr selten Friedenspredigten.) Wahrscheinlich wurde die überwiegende Mehrheit der einzeln gedruckten Predigten für den Druck überarbeitet, geglättet oder ausführlicher gestaltet. Ob die Predigten so, wie wir sie heute lesen können, tatsächlich gehalten wurden und wie die Zuhörer sie verstanden, entzieht sich damit letztlich unserem Urteil. Allenfalls lässt sich durch einzelne andere Quellen, etwa Mitschriften oder ähnliches, eine Ahnung davon bekommen, was bei den Gemeinden angekommen ist.[57] Gedruckte Predigten geben also vor allem wieder, was der Prediger hatte sagen wollen und was er davon der Nachwelt überliefern wollte. Diese Motivation lässt sich auch den zahlreichen Widmungsvorreden entnehmen, die solchen Predigtdrucken vorangestellt wurden.
Doch darüber hinaus lassen sich die Predigten auch als eine Art kollektive Ego-Dokumente lesen. Sie waren zwar durch den Prediger mit dem ihm eigenen Rollenverständnis als geistlicher Lehrer und Mahner ausgesprochen, nahmen aber häufig zugleich die Perspektive der Kirchengemeinde und auch der politischen Kommune ein. In der Redesituation einer Friedenspredigt stellte sich der Prediger meist nicht seiner Gemeinde gegenüber, sondern formulierte seine Aussagen kollektiv. So kam den Friedenspredigten eine wichtige Rolle etwa bei der Formierung der gemeinsamen Memoria an den Krieg zu.[58]
Konjunkturen
Die nach Konfessionen unterschiedliche und im Zuge der Frühen Neuzeit sich wandelnde Praxis der Friedensfeiern und der aus diesem Anlass gehaltenen Gottesdienste und Predigten verdeutlichen die Konjunkturen des Verhältnisses von Religion und Politik. Ob man nun den Dreißigjährigen Krieg als Religionskrieg oder als Staatenbildungskrieg[59] interpretiert: Die seit der Verfestigung der reformatorischen Veränderungen im konfessionellen Zeitalter untrennbare Verbindung von weltlicher Obrigkeit und kirchlichen Amtsträgern erscheint auch nach dem Ende des Kriegs noch kaum in Frage gestellt. In den protestantischen Territorien des Reichs nahm der Landesherr als Ergebnis der Reformation zugleich die Funktion des Oberhaupts der Landeskirche wahr, meist mithilfe eines kirchenleitenden Konsistoriums von gelehrten Räten, Juristen und Theologen, das die geistliche Aufsicht über die Pfarrer ausübte und auch disziplinierend tätig werden konnte. Landesherr und Konsistorium konnten zudem außergewöhnliche Gottesdienste wie Buß-, Fest- und Dankgottesdienste anordnen. Die Gemeindepfarrer erfüllten teilweise obrigkeitliche Funktionen wie das Verlesen von Erlassen.
Andererseits war das geistliche Amt der Wortverkündigung dem Verständnis der Theologen nach allein der Heiligen Schrift als Richtschnur verpflichtet und konnte auch als prophetisches Wächteramt gegenüber der Obrigkeit verstanden werden. Nach dem für das Luthertum typischen Verständnis der Drei-Stände-Lehre nahmen die Prediger als Vertreter des ordo ecclesiasticus nicht nur gegenüber dem ordo oeconomicus, also der allgemeinen Bevölkerung, sondern auch gegenüber dem ordo politicus, der weltlichen Obrigkeit, die Rolle einer geistlichen Autorität ein.
Die Texte aus der Mitte des 17. Jahrhunderts zeigen, wie die Predigten nach Friedensschlüssen zur theologischen Erklärung des Geschehenen und zur Stabilisierung der Gesellschaftsordnung beitrugen, indem Krieg und Frieden in das Verständnis der göttlichen Ordnung eingefügt werden. Dabei wird der Krieg als Strafe Gottes für die generelle Sündhaftigkeit und das Fehlverhalten der Menschen verstanden[60] und nur selten als ein durch Handeln der Obrigkeiten ausgelöstes Ereignis betrachtet. Entsprechend wird auch der Friede nicht als Errungenschaft der Politik, sondern als Geschenk und Gabe Gottes angesehen. Die Obrigkeit wird gleichwohl für die Bewahrung und Gestaltung des Friedens in die Verantwortung genommen. Damit werden zugleich das Gesellschaftsmodell und die Rollenzuweisung für Untertanen und Obrigkeit stabilisiert. Die beteiligten Akteure, Herrscher, Gremien und Prediger, stützen sich auf ein gemeinsames Wertesystem und bedienen sich ähnlicher sprachlicher Formeln, um das Geschehene verständlich zu machen und die wiedergewonnene Ordnung neu zu stabilisieren. Die Historikerin Luise Schorn-Schütte hat jüngst in einer Monographie diese gemeinsamen »Politisch-Theologische[n] Sprachen im Europa der Frühen Neuzeit« unter dem Begriff der politica christiana analysiert.[61]
In der ersten Predigt Philipp Wernickes, die noch vor dem tatsächlichen Abschluss der Westfälischen Friedensverhandlungen an Weihnachten 1647 gehalten wurde, ist die sehnsüchtige Erwartung des Friedensschlusses deutlich zu erkennen. Der Prediger bemüht sich dagegen, den politischen Frieden als weltliches Geschehen und Gegenstand der (weniger wichtigen) weltlichen Sorgen in der vierten Bitte des Vaterunsers um das tägliche Brot zu verorten und dem eine geistliche Deutung von Krieg und Frieden entgegenzustellen: Gott hat seinem Volk den Krieg als Prüfung auferlegt und ist zugleich der Urheber des Friedens, nicht etwa die Herren der Welt, und ausgehandelt wird der Frieden nicht durch Unterhändler in Westfalen, sondern durch Christus als Vermittler zwischen Gott und Menschen. Im paränetischen vierten Teil der Predigt, in dem die Wege zur Erlangung des Friedens behandelt werden, stehen wiederum Buße und Gebet am Anfang, bevor als dritter Punkt innerweltliche christliche Liebe und Eintracht behandelt werden. Hier wird in der Predigt auf die Oblivions- oder Amnestieformeln angespielt, die als regelmäßiger Bestandteil von Friedensverträgen[62] das Vergessen und Vergeben der vergangenen Verbrechen als Voraussetzung des Friedens formulieren.
Das Flugblatt des »Freud- und Friedenbringenden Postreuters« verbindet hingegen zahlreiche Friedensrepräsentationen unterschiedlicher Art. Schon die bildliche Darstellung bedient sich mit Friedensengel und Götterbote Merkur sowohl bei der christlichen als auch der antiken Bildsprache und Mythologie. Im Text wird zwar auch Gott als Quelle des Friedens gelobt und die Einigkeit von Obrigkeit und Untertanen als seine Frucht verheißen, doch für den Krieg wird Mars, der Gott der Landsknechte, verantwortlich gemacht. Der Text ist ganz auf die weltliche Seite des Friedens ausgerichtet, erwähnt die Kriegsparteien und seine Auswirkungen auf die einzelnen Stände und Berufe.
Die Anordnung des Herzogs Friedrich Wilhelm von Sachsen-Altenburg für das Friedensfest 1650 zeigt den Landesherrn als einen Fürsten, der auf die Ausgestaltung dieses Festes als christliche Feier im Detail Einfluss nehmen möchte und dafür nicht nur das äußere Verhalten seiner Untertanen bis hin zu Kleidung und Benehmen am Festtag anordnet, sondern auch den Verlauf, die Gebete und Lesungen der Festgottesdienste genau vorgibt und damit seiner umfassenden Verantwortung für Leib- und Seelenwohlfahrt Ausdruck verleiht.
Bei der aus Anlass dieses Friedensfestes gehaltenen Predigt Wernickes tritt jedoch nicht allein Dankbarkeit und Friedensjubel zutage. Die Predigt gibt einen umfangreichen Rückblick auf Kriegsereignisse und -lasten der Stadt Ronneburg in den zurückliegenden 32 Jahren. Die Predigt wird dadurch auch zu einer Kriegschronik, die kollektives Leid in Erinnerung ruft. Dabei fließen auch politische Kritik und konfessionelle Streitbarkeit in den Text ein, die sich aber nicht gegen den eigenen Landesherrn, sondern gegen die alten konfessionellen Gegner, »Calvinisten und Papisten«, richten.
Im Liedtext von Paul Gerhardt hingegen ist das Geschehen von Kriegsende und Friedensschluss vollständig in die innerliche Sphäre verlegt; weder Obrigkeit noch Prediger sind hier erwähnt, es geht allein um die Gottesbeziehung des Einzelnen, um Sündhaftigkeit, Strafe, wahre Buße und unverdiente göttliche Gnade. Wenn Deutschland angesprochen wird, so hat dies kaum eine kollektive, jedenfalls keinerlei politische oder gar nationale Dimension.
Vergleicht man die Texte aus der Mitte des 17. Jahrhunderts mit denen nach dem Hubertusburger Frieden rund ein Jahrhundert später, so wird deutlich, wie sehr sich das Verständnis von Krieg und Frieden sowie die Aufgabenstellung des Predigers im Zeitalter der Aufklärung verschoben haben. Der Dresdener Prediger Am Ende bemüht sich nicht nur, die geistliche Bedeutung des Kriegsendes zu vermitteln, sondern er muss auch deutlich einer Kritik entgegentreten, die Unzufriedenheit mit den Umständen des Friedensschlusses formuliert. Das politische Handeln der Obrigkeit ist kritikwürdig und legitimationsbedürftig geworden und wird öffentlich diskutiert; der Frieden ist nicht mehr nur als Veränderung in der Gott-Mensch-Beziehung, sondern auch in seinen konkreten Auswirkungen zum Gegenstand theologischer Erörterung geworden.
Verbindung zu anderen Beiträgen
Die hier vorgestellten Quellen zur Vermittlung von Friedensschlüssen in der Frühen Neuzeit scheinen in einer Traditionslinie zu stehen, die sich bis zu den Kriegsreden und Agenden des Jahres 1914 ziehen lässt, die im Beitrag von Andrea Hofmann untersucht werden. Auch dort geht es darum, dem kriegerischen Geschehen, allerdings seinem Beginn und nicht seinem Ende, eine geistliche Deutung zu geben. Bei genauer Betrachtung zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede, vor allem im Hinblick auf das Spannungsfeld von Religion und Politik und die Deutung des Kriegs. Der Krieg wird in der Neuzeit nicht mehr primär als göttliche Strafe für das sündige Wesen des Menschen interpretiert, sondern in nationalen Dimensionen als vom Feind aufgezwungene Bewährungsprobe verstanden. Die deutsche Nation wird als Gottesvolk identifiziert und damit als politische Einheit mit heilsgeschichtlicher Bedeutung aufgeladen.
Weiterführende Informationen zu den Akteuren
Philipp Wernick(e) (1594—1665) Pastor und Superintendent in Ronneburg im damaligen Herzogtum Sachsen-Altenburg nahe Gera. Kurzbiogramm bei: Christian Gottlieb JÖCHER, Allgemeines Gelehrten-Lexicon ..., Leipzig: Gleditsch, 1750—1751. — Bd. 4:
http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/vd18/content/pageview/9087822
Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg, genannt Posthumus (1603—1669) war Herzog von Sachsen-Altenburg aus der ernestinischen Linie der Wettiner. Biographische Nachweise:
http://www.deutsche-biographie.de/sfz17462.html
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/entity/102109168
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Frederick_Wilhelm_II_Saxe-Altenburg.jpg?uselang=de
Johann Joachim Gottlob Am Ende 1704—1777, Pfarrer, Superintendent in Dresden. Oberkonsistorial-Assessor, prominenter Prediger seiner Zeit, veröffentlichte zahlreiche Predigten.
http://www.deutsche-biographie.de/sfz806.html
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/entity/116297956
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Johann_Gottlob_am_Ende.jpg?uselang=de
Zitationsempfehlung des Beitrags
Henning P. JÜRGENS, Friedensrepräsentationen in der Frühen Neuzeit: Friedensfeiern, -predigten und -lieder, in: »Religion und Politik. Eine Quellenanthologie zu gesellschaftlichen Konjunkturen in der Neuzeit«. Hg. v. Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG), URL: http://wiki.ieg-mainz.de/konjunkturen/index.php?title=Friedensrepräsentationen_in_der_Frühen_Neuzeit
Anmerkungen
Category: Predigt Category: Flugblatt Category: Verordnung Category: Predigt Category: Lied Category: Predigt Category: Verordnung
Friedensverhandlungen, hier Friedenskongress in Münster und Osnabrück. ↩︎
Die vierte Bitte des Vaterunser-Gebets, »unser täglich Brot gib uns heute«. ↩︎
Predigttext in der Weihnachtspredigt ist das Evangelium nach Lukas, Kap. 2. ↩︎
Drei Stände in der Christenheit, der Geistliche, Weltliche und Hausstand = frühneuzeitliche Vorstellung der Gesellschaftsordnung: die Gesellschaft gliedert sich in den geistlichen Stand oder Lehrstand, den Stand der weltlichen Herrschaft und den Hausstand, die übrige Bevölkerung. ↩︎
Jubelnd. ↩︎
Verschiebt, verzögert. ↩︎
Amnestie/Amnesie, also Vergessen. Eine Formel, dass alle im Krieg begangenen Untaten vergessen sein sollen, die sog. Oblivionsformel, gehörte zu den Standardelementen frühneuzeitlicher Friedensschlüsse und stand auch am Anfang des Westfälischen Friedens. ↩︎
Nicht ausgewiesene Bezugnahmen auf 1Kor 8,6f bzw. 1Kor 12,13. ↩︎
Beleidigungen, Kränkungen. ↩︎
Angemessen, berechtigt. ↩︎
- ↩︎
Clarete, frz. Clairon = militärische Signaltrompete. ↩︎
Kanonen, Geschütze. ↩︎
Hier im Sinne von Harfe. ↩︎
Dunst, Nebel. ↩︎
Vor. ↩︎
Waffenschmiede. ↩︎
Anspielung auf Micha 4,3. ↩︎
Nämlich den Herrschern von Schweden und Frankreich, die an dem Frieden von Osnabrück beteiligt waren. ↩︎
Hier im Sinne von Festung. ↩︎
Bei nächster Gelegenheit. ↩︎
Glockenschläge. ↩︎
Abendgottesdienst. ↩︎
Kneipen, Ausschankstuben. ↩︎
Sich vorbereiten. ↩︎
Geeigneten. ↩︎
Bestimmten geeigneten. ↩︎
Ein Wettspiel. ↩︎
Vermeiden. ↩︎
Zahlungen, die geleistet wurden, damit ein Ort verschont blieb. ↩︎
Normalerweise zu zahlende Steuern. ↩︎
Gerettet. ↩︎
Fränkisches Adelsgeschlecht; mehrere Mitglieder dienten als kaiserliche Kommandanten. ↩︎
Hier so viel wie Schutztruppe. ↩︎
Hier: befehle, veranlasse. ↩︎
Schlimmer geworden. ↩︎
Voranleuchten, den Weg weisen. ↩︎
Im Frühneuhochdeutschen im Sinne von "sich" verwendet; hier könnte aber auch die wörtliche Bedeutung (mit)gemeint sein. ↩︎
Belastend. ↩︎
Der Siebenjährige Krieg wurde auch in Nordamerika ausgetragen; Sachsen war mit Frankreich verbündet, das dort gegen England kämpfte. ↩︎
Gegenüber dem Evangelischen Wesen. ↩︎
Johannes BURKHARDT, Die Friedlosigkeit der Frühen Neuzeit. Grundlegung einer Theorie der Bellizität Europas, in: Zeitschrift für Historische Forschung (1997), S. 509—574. ↩︎
Diese Überlegungen liegen auch dem Leibniz-Wettbewerbsprojekt »›Dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen‹. Repräsentationen des Friedens im vormodernen Europa« zugrunde, das seit 2015 gemeinsam mit vier Partnerinstituten am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz verfolgt wird. ↩︎
Vgl. Heinz DUCHHARDT, 1648 — Das Jahr der Schlagzeilen. Europa zwischen Krise und Aufbruch, Wien 2015. ↩︎
Vgl. Claire GANTET, Friedensfeste aus Anlaß des Westfälischen Friedens in den süddeutschen Städten und die Erinnerung an den Dreißigjährigen Krieg (1648-1871)], in: Klaus BUSSMANN / Heinz SCHILLING (Hg.), 1648. Krieg und Frieden in Europa, München 1998, S. 649—656. Online: http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/finde/langDatensatz.php?urlID=527&url_tabelle=tab_texte. ↩︎
DUCHHARDT, 1648, S. 156f. ↩︎
Im katholischen Bereich findet sich dagegen häufig die musikalische Ausgestaltung des Messkanons zu einer Fest- oder Jubelmesse, die aus Anlass von Friedensschlüssen wichtiger Bestandteil der Feierlichkeiten wurde. ↩︎
Vgl. die konzise Übersicht bei Marian FÜSSEL, Der Siebenjährige Krieg. Ein Weltkrieg im 18. Jahrhundert, München 2010. ↩︎
Der englische König hatte den 5. Mai 1763 zum Danktag ausgerufen. Vgl. zum Beispiel: John PARKHURST, The people's duty on the return of peace. A sermon on Psalm xlvi. 8, &c. Preached in the parish church of Epsom in Surrey, on Thursday May 5, 1763: being the day appointed by His Majesty's proclamation, for a general thanksgiving, on the conclusion of the peace. [...] Published BY Request, London 1763. Digitalisat der British Library, URL: http://find.galegroup.com/ecco/infomark.do?contentSet=ECCOArticles&docType=ECCOArticles&bookId=1141800600&type=getFullCitation&tabID=T001&prodId=ECCO&docLevel=TEXT_GRAPHICS&version=1.0&source=library. Zugänglich über www.nationallizenzen.de. ↩︎
Gideon CASTELFRANC, A sermon, preached at the parish church of St. Andrew. On Friday the second of September, 1763, being the day appointed by His Excellency the Governor, for a general thanksgiving, on account of the peace [...], Kingston, Jamaica 1763. Digitalisat der British Library, URL: http://find.galegroup.com/ecco/infomark.do?contentSet=ECCOArticles&docType=ECCOArticles&bookId=0385401800&type=getFullCitation&tabID=T001&prodId=ECCO&docLevel=TEXT_GRAPHICS&version=1.0&source=library. Zugänglich über www.nationallizenzen.de. ↩︎
Zum Beispiel: Freye Ode zur Bewillkommung des allgemeinen Friedens und zur Erinnerung der Nationen von Europa denen derselbe geschenkt ist an ihre Pflicht, Berlin: Haude und Spener, 1763. Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-414326. ↩︎
Vgl. etwa: Schrift- und Vernunftmäßige Gedanken über die Uebereinstimmung der Vorhersehung Gottes mit der Freyheit des Menschen bey Gelegenheit des den 2. Nov. 1762. zwischen Frankreich und Spanien, Engelland und Portugall geschlossenen Friedens, Frankfurt u.a. 1763. Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek, URL: http://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10351324.html. ↩︎
Zum Beispiel: Nachricht, wie das allgemeine Dank- und Friedensfest in der Jüdischen Synagoge zu Braunschweig in des Herrn Cammeragenten Alexander Davids Behausung den 17. April 1763 gefeyert worden, Braunschweig 1763. Der Siebenjährige Krieg lieferte in mehreren europäischen Ländern den Anlass dazu, dass sich erstmals auch Juden an den öffentlich angeordneten Bettagen beteiligten, vgl. Marc SAPERSTEIN, War and Patriotism in Sermons to Central European Jews, 1756—1815, in: Year Book Leo Baeck Institute (1993), S. 3—14 mit Beispielen für London und Berlin. ↩︎
Vgl. Rudolf SCHLÖGL, Kommunikation und Vergesellschaftung unter Anwesenden. Formen des Sozialen und ihre Transformation in der Frühen Neuzeit, in: Geschichte und Gesellschaft 2 (2008), S. 155—224. ↩︎
Vgl. die Untersuchung anhand einer Vielzahl englischer Beispiele von: Arnold HUNT, The art of hearing. English preachers and their audiences 1590—1640, Cambridge 2010. ↩︎
Das zeigt sich zum Beispiel bei der Predigt Wernickes aus dem Jahr 1650: Schon in der Predigt selbst geht er sehr ausführlich und konkret auf zurückliegende Kriegsereignisse ein, S. 4—44; der Predigt folgt dann, S. 45—84, eine umfangreiche Chronik der Ereignisse im Ort Ronneburg und in den meisnischen, also wettinischen Landen. Vgl. Christian WERNICK[E], Ronnenburgisch Lob- und Danck-Opfer [...], Gera 1650. Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, URL: [http://dfg-viewer.de/show/?set[mets]=http%3A//digitale.bibliothek.uni-halle.de%2Foai%2F%3Fverb%3DGetRecord%26metadataPrefix%3Dmets%26identifier%3D662213; http://dfg-viewer.de/show/?set[mets]=http%3A//digitale.bibliothek.uni-halle.de%2Foai%2F%3Fverb%3DGetRecord%26metadataPrefix%3Dmets%26identifier%3D662213;]. ↩︎
Zum Religionskriegsbegriff vgl. die Beiträge in Franz BRENDLE / Anton SCHINDLING (Hg.), Religionskriege im Alten Reich und in Alteuropa, Münster 22010; Johannes BURKHARDT, War der dreißigjährige Krieg ein Religionskrieg?, in: Ders., Der Dreißigjährige Krieg, Frankfurt am Main 2003, S. 128—154. ↩︎
Vgl. Matthias ASCHE / Matthias ILG (Hg.), Das Strafgericht Gottes. Kriegserfahrungen und Religion im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges. Beiträge aus dem Tübinger Sonderforschungsbereich »Kriegserfahrungen - Krieg und Gesellschaft in der Neuzeit«, Münster 22002. ↩︎
Vgl. Luise SCHORN-SCHÜTTE, Gottes Wort und Menschenherrschaft. Politisch-Theologische Sprachen im Europa der Frühen Neuzeit, Müchen, 2015, passim. Zum Begriff der politica christiana S. 23—30. ↩︎
Vgl. die Amnestie- und Oblivionsformel im Institutum Pacis Osnabrugense: »Sit utrimque perpetua oblivio et amnistia eorum, quae ab initio horum motuum quocunque loco modove ab una vel alter aparte ultro citroque hostiliter facta sunt, ita ut ne eorum nec ullius alterius rei causa vel praetextu alter alteri posthac quidquam hostilitatis aut inimicitiae, molestiae vel impedimenti quoad personas, statum, bona, vel securitatem per se vel per alios, clam aut palam, directe vel indirecte, specie iuris aut via facti, in Imperio aut uspiam extra illud [...] inferat vel inferri faciat aut patiatur [...], sed omnes et singulae hinc inde tam ante bellum quam in bello verbis, scriptis aut factis illatae iniuriae, violentiae, hostilitates, damna, expensae absque omni personarum rerumv respectu ita penitus abolitae sint, ut quidquid eo nomine alter adversus alterum praetendere posset, perpetua sit oblivione sepultum.« IPO, § 2, in: Max BRAUBACH u.a. (Hg.): Acta pacis Westphalicae, Bd. 3,B,1,1, Die Friedensverträge mit Frankreich und Schweden; 1, Urkunden, bearb. von Antje OSCHMANN, Münster, 1998, S. 5. Online: http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00056735/image_151. ↩︎