Freud- vnd Friedenbringender Postreuter (1648)

Aus Konjunkturen
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Friedensrepräsentationen in der Frühen Neuzeit

Quelle

Postreuter.jpg

Ich komm’ von Münster her gleich sporenstreichs geritten
und habe nun das Meist’ des Weges überschritten.
Ich bringe gute Post und neue Friedenszeit,
der Friede ist gemacht, gewendet alles Leid.
Man bläst ihn freudig aus mit hellen Feldtrompeten,
mit Kesselpauken Hall, mit klaren Feld-Clareten[1].
Merkur fliegt in der Luft, und auch der Friede, jo,
Ganz Münster, Osnabrück und alle Welt ist froh.
Die Glocken tönen stark, die Orgeln lieblich klingen,
Herr Gott, wir loben dich, die frohen Leute singen.
die Stücke[2] donnern und sausen in der Luft,
die Fahnen fliegen schön und alles jauchzend ruft:
der Höchste sei gelobt, der Friede ist getroffen,
fortan hat jedermann ein besser’ Jahr zu hoffen.
Der Priester und das Buch, der Ratsherr und das Schwert,
der Bauer und der Pflug, der Ochse und das Pferd.

Die Kirchen werden fort in voller Blüte stehen.
Man wird zum Haus des Herrn in vollen Sprüngen gehen
und hören Gottes Wort: Kunst wird sein hochgeacht’
die Jugend wird studier’n bei Tag und auch bei Nacht.
Man wird des Herren Ruhm auf Psalter[3] und auf Seiten
in Osten und in West, in Süd und Nord ausbreiten:
die Seine und Paris, die Donau und ihr Wien,
der Belt und sein Stockholm sind friedlich, frisch und grün.

Der Friede kommt gottlob mit schnellem Flug geflogen,
mit ihm kommt alles Glück und Segen eingezogen.
Er bringet Friedenspost und güld’ne Friedenszeit,
der Krieg ist nun gestillt, geendet alles Leid.
Spieß, Bogen, Schild und Schwert und Lanzen sind zerschmissen,
Gerechtigkeit und Fried’ sich miteinander küssen.[4]
Wo Mars, der Landsknechtsgott, die Oberherrschaft hat,
da herrschet Lasterschwarm, und Tugend hat nicht statt.
Drum freuet, freuet Euch, ihr hohen Potentaten
und alle die ihr müsst den großen Städten raten.

Fortan wird Land und Sand und Dörfer nehmen zu,
und Herr und Knecht wird sein in angenehmer Ruh.
Es werden Fürsten nicht in Kanzeleien schwitzen,
der Rat nicht in die Nacht mit schweren Sorgen sitzen
und denken, wo doch Rat wohl herzunehmen sei,
damit betäubet wird des Krieges Tyrannei.
Man wird stets sein bedacht, wie rechte Sach mög’ bleiben,
wie man, was unrecht ist, recht möge hintertreiben.
Man wird nicht so verseh’n, was Böses wird verricht’
wie sonst zu Kriegeszeit, doch ohne Lust geschieht.
Es werden Obrigkeit und Untertanen wohnen
in Einigkeit und Fried: das Gute wird man lohnen,
das Böse strafen ab: Kurz, es wird Friede sein
im Rathaus in der Stadt, wo man geht aus und ein.
Ihr Ober’n danket Gott, der Frieden ist gerichtet,
ihr Unter’n lobet ihn, das Widrig’ ist geschlichtet.
Es lebt in Fried’ und Freud’ der Ratsherr und die Stadt.
Bis das was in der Welt und sie ein Ende hat.

Auch ich, der Kaufleut’ Gott Merkur, komm’ hergedrungen
und hab mich mit dem Brief durch Luft und Tufft[5] geschwungen.
Ihr Kaufleut’ seid wohlauf und habt ein’ guten Mut.
Ihr Handwerksleute auch, es wird all’s werden gut.
Fort wird man sicherlich zu Wasser können handeln
und ohne Not zu Lande auf Messen ruhig wandeln.
Die Waren werden wohl zu reißen abegehn,
die Läden und Gewölb’ voll lauter Käufer stehn.
Man wird ja Tag für Tag den Seidenzeug ausmessen
und zu Mittag für[6] Müh nicht einen Bissen essen,
Gewürz’ und Spezerei verkaufen wohl mit Macht
bei lauter Zentnern wegwägen Tag und Nacht.
Der Schuster wird sein Geld vor Schuh nicht können zählen,
den Schneider wird das Volk um neue Kleider quälen.
Der Brauer nimmt nicht ab, der Bäcker, der wird reich.
Der Kirschner füttert stets und feiert keinen Streich.
Es hitzen bei dem Feu’r die Schmied’, die Ambossschläger.
Es dauern mich allein die armen Degenfeger[7]

Die haben nichts zu tun: Lasst Degen Degen sein
macht einen Pflug dafür und eine Pflugschar[8] drein.

Ihr Bauern spannet an die starken Ackerpferde,
klatscht mit der Peitschen scharf, die Pflugschar in die Erde.
Säet Hirse, Heidel, Korn, Hanf, Weizen, Gersten aus,
Kraut, Rüben, Zwiebeln, Kohl, füllt Keller, Boden, Haus.

Ihr Gärtner werdet dann zu Markte können fahren
und lösen manchen Batz aus euren grünen Wahren.
Dann kehret ihr mit Lust fein in ein Küchlein ein
und esst ein Stücklein Wurst und löscht den Durst mit Wein:
Juch, Juch, ihr seid befreit von tausend tausend Nöten
und schlafet, bis es tagt, mit euren Bauern Greten.

Ihr Wirte freut euch auch, der Friede trägt euch ein.
Es wird die Stub’ und Stall voll Gäst’ und Pferden sein.
Voraus, die ihr wohl liegt, beim weiß’ und roten Hahnen,
beim Baum, Bär’n, Engel, Stern, Wolf, Lamme, Turmen, Schwanen,
beim Bitterhold, beim Kreuz, Gans, Rindsfuß, Rädlein, Tisch,
beim wilden Mann, Kron’, Mond, beim güld’nen Ochsen, Fisch,
beim Ochsenfelder auch: Ihr krieget gute Sachen,
ihr wollt denn selbsten nicht, die Zeche wirtlich machen.
Doch glaub ich’s gänzlich nicht: Nun es hat keine Not.
Ein jeder gebe mir ein gutes Botenbrot.

Doch dieses alles recht mit beten und mit danken,
dass keiner überschreit’ der Ehrbarkeiten Schranken.
Es danket alles Gott, es dank ihm früh und spat,
was kreucht, fleucht, lebt und schwebt, und was nur
Odem hat.


Gedruckt im Jahr nach der Geburt unseres Herrn Jesu Christi 1648.

Bibliographie

Flugblatt Neuer Auß Münster vom 25. deß Weinmonats im Jahr 1648. abgefertigter Freud- und Friedenbringender Postreuter, s.l. 1648. Digitalisat der Universitätsbibliothek Frankfurt, URL: http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freytag/content/pageview/4361693.

Anmerkungen

  1. Clarete, frz. Clairon = militärische Signaltrompete.
  2. Kanonen, Geschütze.
  3. Hier im Sinne von Harfe.
  4. Ps 85,11.
  5. Dunst, Nebel.
  6. Vor.
  7. Waffenschmiede.
  8. Anspielung auf Micha 4,3.